Donnerstag, 25. April 2013

Packen und Putzen

Die Aufregung beginnt langsam: Mann, Kind und ich gehen 11 Wochen auf die Reise, hauptsächlich in Frankreich, stationiert zwischen Biarritz und Bordeaux. Übermorgen geht es los. Der Plan: geteilte Elternzeit, jobben im Surfcamp, der Kleinen beim Entwickeln zusehen und Abstillen.

Ich bin gespannt.
Packen für und mit Kind hat definitiv schon mal andere Dimensionen als nur für mich alleine. Kleine Nickerchen des Nachwuchses müssen schnell und effizient genutzt werden, wenn sie wach ist, muss sie eingebunden werden ("Da! Das ist eine Unterhose! Die packen wir jetzt ein!"), was mal mehr, mal weniger gut klappt. Schon erledigt: Bikini-Kauf (ja! Bikinis gehen schon wieder!), Sandalen-Kauf und der größte Teil des Packens.
Da wir die Wohnung untervermieten, muss hier außerdem klar Schiff gemacht werden. Die Vorräte wollen geleert sein, die Wäsche gewaschen, der Büchervorrat optimistisch aufgestockt. Auch Bewerbungsunterlagen müssen zumindest digital dabei sein, denn auch das wird ein Thema in den nächsten Wochen. Dazu plane ich noch ein paar Abschiedstelefonate. Die Klamotten der Kleinen werden noch etwas aufgestockt - 11 Wochen heißt in dem Alter 1-2 Kleidergrößen.

Ich plane, hier ein kleines Reisetagebuch zu führen. Schonungslose Offenheit über das Reisen mit Säugling und einem Vater desselben, der sich etwas eigenwillig interpretierend in die Rollenteilung fügt. Wenn wir uns danach nicht total als Familie sehen, weiß ich auch nicht weiter.

Okay. Los gehts. Ich habe 48 Stunden.

Donnerstag, 18. April 2013

Häääärrlich

Seit der Rückkehr aus dem Krankenhaus lief es abends immer so ab: ich habe mich gemeinsam mit dem Kind bettfertig gemacht, das grantelnde Wesen wurde gewickelt, und dann im Bett in den Schlaf gestillt. Ich bin meist mit in den Schlaf gesunken. Das hört sich erstmal kuschelig an, aber leider hat das Kind oft die Nahrungsquelle im Halbschlaf verloren und dann gemosert, so dass ich aus meinem eigenen Halbschlaf aufschreckend alles wieder zurechtrücken musste. Zuletzt dauerte das Spiel außerdem etwa 1,5 Stunden, und manchmal schlief das Kind dann immer noch nicht, sondern schaute mich aus wachen schiefergrauen Augen eindringlich an. Da fiel mir dann auch nichts mehr ein.

Seit einer Woche sieht das Vorgehen anders aus. Wenn das kleine Wesen nach 19 Uhr grantelig wird, wird es nochmals gestillt, dann gewickelt und bewaschen, in den Schlafsack gepackt, der Tag wird murmelnd und herumtragend resümiert, das Kind in die Wiege gelegt, mit Spieluhr und Gesang beglückt, das Mobile angeschubst und ICH VERLASSE DAS ZIMMER, angezogen und wach. Das Kind widerum schläft nach fünf bis zehn Minuten, ohne einen weiteren Mucks.

Geil.

Das scheint für uns besser zu funktionieren. Nach dem Lesen in diversen Internet-Foren hatte ich angenommen, in den Schlaf zu stillen wäre die einzige legitime Methode, sein Kind liebevoll in den Schlaf zu begleiten, und alles andere würde durch stundenlange Weinattacken abgestraft werden. Die Nebenwirkungen - der Verlust der freien Abendstunden, die Unmöglichkeit, auf Toilette zu gehen oder gar das Haus zu verlassen oder das Ins-Bett-bringen zumindest partiell auf andere Personen zu übertragen - fand ich allerdings krass. Und siehe, es geht auch anders!

Und nun kann ich abends wieder ein bisschen sarathepara-Zeit haben. In der Küche oder dem eher mit Jungen-Charme gesegneten Zimmer des Mannes. Denn das Kind schläft in meinem Zimmer, das gleichzeitig das Wohnzimmer ist.
Nun ja. Da die Familie in einer Woche nach Frankreich aufbricht, um sich dort 11 Wochen einen Caravan zu teilen, wird das Projekt "Schlafen im Kinderzimmer" auf danach verschoben. Eins nach dem Anderen.

Mittwoch, 17. April 2013

So ein Tag

Meine Nerven liegen ohne wirklich ersichtlichen Grund blank - es häufen sich gerade die marginalen Gründe und pieken kleine fiese Löcher in meine Geduld.

- Streit mit dem Mann
- lange Tage alleine mit dem Baby zu Hause. Sicher, ein bisschen spazieren gehen mit den Mütter-Kolleginnen - aber der Rest: allein zu Haus.
- Baby hat seit Tagen nachts solche Blähungen, dass sie wild um sich schlagend und aufschreiend neben mir liegt. Mann. Das tut mir leid - für sie und für mich. Eigentlich schläft sie nachts vorbildlich.
- Baby schläft tagsüber nicht, quengelt aber ab 15 Uhr verlässlich. Auf dem vorher serviceorientiert durchgeführten zweistündigen Spaziergang war die Schlafbilanz exakt 20 Minuten. Den Rest des Spazierganges wurde immerhin gelassen in die Welt geschaut, aber ist schon blöd, wenn die Dienstleistungen einfach so missbraucht werden. Ich latsch doch nicht zum Spaß stundenlang durch die Welt.
- Zwei Mal Dialoge darüber, was ich so alles falsch mache mit dem Baby. Einmal mit Schwiegermutter ("Das Kind wird leiden, wenn es in die Kita kommt! Die Mutter, das Kindeswohl, blabla!"), einmal mit Tante (hier habe ich stets das Gefühl, ich lasse das Kind auf dem nackten Boden schlafen, notdürftig mit einem Stofffetzen als Windel bekleidet. Weil ich kein Nestchen in der Wiege hatte, als sie zu Besuch war.).
- Vatern schmeißt die Planung für den morgigen Besuch um.
- Baby schläft beim zweiten Versuch in der Wiege ein. Natürlich zeitlich genauso, dass ich sie entweder wecken muss, um sie vor der Rückbildung noch zu stillen, oder zu spät zur Rückbildung komme.
- Rückbildung nervt auch. Diese quatschige doofe Hebamme, diese ruhigen Babys von den anderen Frauen. Immerhin habe ich beim letzten Mal ein Lob für meine Bauchtanz-Performance bekommen.
-Die Sprechstundenhilfe beim Orthopäden war mal so richtig scheiß-zickig am Telefon. Wieso wird man eigentlich Sprechstundenhilfe, wenn man eh keinen Bock auf Patienten hat? Ich werde in Zukunft keine Termine mehr absagen, sondern einfach nicht hingehen. Irgendwie fühle ich mich nach Anrufen in Arztpraxen immer mies, und in letzter Zeit sind das so viele. Wieso um Gottes willen wird mein Kind so mega-durchkontrolliert? Es ist ALLES IN ORDNUNG mit ihr. Ich mache mir keine Sorgen. Ich vertraue der Gaussschen Normalverteilung und bin sicher, dass die Kleine an der Spitze der glockenförmigen Kurve liegt.

So. Tief durchatmen. Gleich kommt der Kerl, den kann ich anmaulen, dann gehe ich zu spät zur Rückbildung. Man muss sich auf die kleinen Dinge freuen.

Montag, 8. April 2013

Das ist auch neu

Tagesbilanz bis jetzt: angepisst und angekotzt.
Und ich rede nicht nicht von meinem Gemütszustand, sondern tatsächlich von meinem reelen Körper. Gut, dass das nur meine Tochter war - sind dann ja quasi meine eigenen Körperflüssigkeiten. Zumindest bleibts in der Familie.

Alter Schwede.

Samstag, 30. März 2013

Kalt

Heutiges Datum: der 88. Januar.

Was kann man denn mit einer Terrasse bei dem Wetter machen? Ich nutze sie gerade zum Gefriertrocknen der Wäsche, aber sonst? Himmel. Ich werde meinem Kind erzählen, dass es im längsten, dunkelsten Winter aller Zeiten geboren wurde und ich es dennoch stundenlang durch die Gegend gekarrt habe. Daraufhin werde ich sicherlich Kommentare wie "Ich habe dich nicht drum gebeten!", "Pech!" oder "Jaja" zu hören bekommen. Ich übe jetzt schon mal Gelassenheit.

Mal was anderes

Es ist ja nicht so, dass es keine Lichtblicke gäbe: eine nach der anderen werden die Hosen zurückerobert.

Ich wusste gar nicht, dass es möglich ist,mit so viel Schokoladenkonsum und ohne Sport so schnell 15 Kilo zu verlieren. Ich muss die Zeit ja auch ausnutzen - schneller als man denkt bekommt man eine Vorbildfunktion und darf nur noch heimlich naschen. Sind hier nicht noch irgendwo ein paar Knoppers...?

Mittwoch, 27. März 2013

Allein

Wenn es etwas gibt, das mich am Muttersein nachhaltig verstört, ist es die Tatsache, dass die Gesellschaft einem vorgibt, sein Kind alleine großzuziehen. Und zwar ganz alleine. Wenn man Glück hat, gibt es einen Kindsvater, der viel Zeit bei seiner Familie verbringt. Aber wenn nicht, dann sind die Tage lang und eintönig, die krasse Mischung aus Unter- und Überforderung verlangt einem eine Nervenstärke ab, die schier unvereinbar mit dem Schlafmangel und der Hilflosigkeit angesichts dieses unbekannten Wesens ist, vor allem, wenn das Kleine genauso kämpft und lautstark - ja was eigentlich? fordert.

Da sitzt man dann und könnte den ganzen Tag wahnsinnig werden, organisiert sich Besuch und Verabredungen mit anderen Müttern und mobilisiert die spärlichen Restkräfte, um nicht vollends zu vereinsamen. Man will ja auch nicht so eine Psycho-Mutter werden, die nur noch Kontakt zum Kind hat und sonst zu niemanden. Unterschwellig dabei die Sorge, dass dem Kind durch die Action zuviel zugemutet wird -man kann es eh nur falsch machen. Und das Gefühl, dass für so manchen Besuch eigentlich die Kraft fehlt, man will Vertrautes um sich herum.

Mein nächstes Kind möchte ich jedenfalls in einer Kommune bekommen, oder in einer Großfamilie. Die Tage sind so viel leichter, wenn man einfach mal Menschen um sich herum hat, die selbstverständlich da sind, das Kind eine halbe Stunde bespaßen und sich mit mir unterhalten, Menschen, die einfach da sind und sich kümmern. Das fehlt mir hier, so jemanden habe ich nicht, und das ist gerade tatsächlich das stärkste Argument gegen weitere Kinder, dieses Alleinsein. Das tut nicht gut. Ich wollte immer eine Elternschaft, die zumindest partnerschaftlich aufgeteilt wird, ich wollte nie alleine ein Kind groß ziehen. Und doch überwiegt die Zeit alleine so deutlich, dass ich mir fast alleinerziehend vorkomme. Die Enttäuschung darüber, die mir sehr zu schaffen macht, wäre nur halb so schlimm, wenn man Teil dieses berühmten Dorfes wäre, dass es braucht, um ein Kind groß zu ziehen.

Ich glaube nicht, dass ich mit diesem Problem alleine bin,es fällt mir allerdings keine Lösung ein. Dazu bräuchte ich mehr Schlaf, denke ich. Aber zumindest wollte ich mal kenntlich machen, dass ich diesen Umstand extrem unterschätzt habe. Werdende Mütter, wappnet euch, das ist eine harte Nummer!

Donnerstag, 7. März 2013

Heimat

Wenn man aus der norddeutschen Tiefebene stammt, dann weiß man: der Frühling beginnt erst dann unumstößlich, wenn ein sanfter Duft nach Gülle das Land durchzieht.

Ist so.

Dienstag, 5. März 2013

Inner Circles

So mit Kind ist man plötzlich Teil eines großen Ganzen, eines Konglomerats aus überwiegend Frauen, die reagieren auf das Kind, das man bei sich trägt. Zuerst fiel mir das mit dem Tragetuch auf. Das ging dann so: Kind ins Tuch vor die Brust, dicke Jacke des Mannes drüber, bis zum Hinterkopf des Babys hochziehen und still leidend die extrem merkwürdige Silhouette akzeptieren, die man dadurch bekommt. Die Mitmenschen tangierte die Silhouette nicht, man könnte meinen, es sei das Normalste auf der Welt, mit drei Metern breiten Schultern und einem Buckel auf der Brust herumzulaufen. Wurde dann bemerkt, dass auf dem Buckel ein Köpfchen eines selig schlummernden Babys sitzt, wurden Frauen auf der Straße aufgeregt und gaben merkwürdige Laute von sich.

Kann ich mit leben, ich finde mein Baby auch süß.

Die nächste Stufe ist Zugfahren. Hat man so ein Baby in der Trageschale dabei, wird es bemerkt und angemerkt, Fragen nach dem Alter gestellt, entzückt gelächelt und geflirtet. Gerne wird es als Anlass genommen, eine längere Unterhaltung zu beginnen - seien es die Sitznachbarn oder die Genossinen im Klenkindabteil, in das man sich zum Stillen zurückzieht. Völlig unabhängige Variable: Nationalität und Alter.

Für mich als Norddeutsche ist das ja schwer. Mit Fremden reden, intime Details über Stillpraktiken und Lebensläufe erfahren und Herzlichkeit annehmen - da tue ich es mir schwer mit. Zum Glück bietet das Kind gleichzeitig eine exit-Option aus solchen Situationen: ein gemurmeltes: "Oh, du hast ja Hunger/riechst ja komisch/brauchst jetzt ein Schläfchen" und zack - kann man weg. Grandios.

Und nun f+++book. Ich treffe mich mit einer Dame, mit der ich seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr habe. Wegen Babyklamotten. Spannend. Sie schrieb mich an wegen des Babyfotos, das ich kurz veröffentlicht habe - plötzlich existiere ich für sie, denn auch sie hat Kinder. Die Netzwerke funktionieren offensichtlich, und ich bin nun Teil davon. Sehr merkwürdig. Aber ich verstehe den Reiz dieses Modells, ich verstehe, wie man darin versinken und aufgehen und diese Wärme und Kuscheligkeit dieser Frauenwelt akzeptieren und nichts mehr anderes wünschen wollen kann und, zugespitzt formuliert, der 400-Euro-Job in einem Frauenzusammenhang wie etwa der Supermarktkasse auf einmal das Ambitionierteste ist, was man danach möchte. Und wie leer und merkwürdig es wird, wenn die Kinder fort sind und man aus der Mütter-Welt wieder entlassen wird. Auch das ist nämlich ein befristeter Vertrag.

Aber erstmal genießen, heute war ein guter Tag mit viel Sonne, Energie und einem friedlich pennenden Baby. Meine fast sechs Wochen alte Tochter liegt jetzt schlafend neben mir, sieht übermäßig süß aus und pupst in Serie so nachdrücklich, dass ihr Maxi Cosi buchstäblich wackelt. Das in einer Lautstärke und mit olfaktorischer Eindringlichkeit, für die ich ihren Vater schon arg gescholten hätte. Die Kleine dagegen wird noch angefeuert - jeder Pups außerhalb des Körpers ist besser als ein drinnen verbleibender, der nächtens drückt und mir den Schlaf raubt.
Den Vater zermürbt diese Situation offensichtlich, er empfindet die Ungerechtigkeit sehr stark. In der Wohnung wird gerülpst, gepupst und geschrieen und er darf nicht mitmachen!

Ich versuche nicht daran zu denken, was sich hier abspielen wird, wenn er Elternzeit hat. Das Konglomerat der Frauen wird definitiv bereichert werden.

Mein Lesestoff


George R. R. Martin
Game of Thrones 4-Copy Boxed Set


Fred Vargas
Die Nacht des Zorns

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