Dienstag, 26. Februar 2013

Verschiebung

Wahnsinn, wie anstrengend das alles ist, und wie beängstigend. Wie viel man falsch machen kann, wie man dafür sofort (Schreiattacken!) oder auch erst später (Petzen beim Therapeuten oder Besprayen der Schule) abgestraft werden kann. Was man sich nicht erst alles trauen muss, was man früher so ungemein selbstverständlich gemacht hat, und sei es nur eine Fahrt mit der S-Bahn!

Aber genauso Wahnsinn: die ersten Lächel-Versuche. Oder wie sie gucken kann. Wenn die ersten Tipps zum eigenständigen Einschlafen klappen. Also für die Connaisseure: Kind stillen, wickeln, müde wiegen und IM WACHEN ZUSTAND in die Wiege legen. Es soll ohne Hilfe einschlafen. Hat sie gemacht! Meine Tochter! Hochbegabt! Hab mich zwar in den Sessel daneben gesetzt, soll sich ja nicht alleine fühlen, aber bisher hatte ich immer den Drang, sie in den Schlaf zu tragen, im Tuch oder im Arm (was mit inzwischen 4,5 Kilo nicht mehr so leichtfüssig ist wie vor zwei Wochen) oder sie in den Schlaf zu stillen oder nuckeln zu lassen. Geht also auch ohne. Interessant. Wenn das mal abends klappt, kann ich ja mal wieder mit dem König der Ostseewellen im Bett einschlafen! Der lässt sich nämlich vom abendlichen "Licht an, Geächze und Gestöhne von Partnerin und Kind, bis alle richtig positioniert sind, Geschiebe, Anfeuern beim Stillen, Geseufze, weil irgendwas nicht klappt, Licht aus, Kind mosert, Licht wieder an, erneutes Positionieren"-Ritual komischerweise abschrecken und geht immer ins Nebenzimmer.

Alles andere im Leben ist mühsam bis zähflüssig. Ich las gerade etwas über den Kanzlerkandidaten meines Arbeitgebers und musste mich unter Aufbietung aller Willenskräfte entsinnen, wer mein Arbeitgeber ist, welche Themen ich bearbeite und was da gerade so los ist. Irre. Wie machen andere Leute mit Kindern das? Wie finden die so viel Zeit, zu denken und zur Arbeit zu gehen und etliche andere Sperenzchen? Und warum, um Gottes willen, sollte man nach dem ersten Kind noch eines bekommen wollen?

Hammerhart, diese Leute. Ich bin echt gespannt, wann ich ein bisschen an meiner Promotion weiterwerkeln kann. Ich spekuliere auf eine Zeit in etwa zwei Monaten, das wäre toll. Dann hat der König der Atlantikwellen nämlich auch Elternzeit, die Regulationsschwierigkeiten aller Beteiligten sollten sich dann langsam legen, und ich kann wieder länger am Stück klarer denken. Und das Beste: unser Kind kann dann eigenständig einschlafen.

Mein Lesestoff


George R. R. Martin
Game of Thrones 4-Copy Boxed Set


Fred Vargas
Die Nacht des Zorns

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