Inner Circles
So mit Kind ist man plötzlich Teil eines großen Ganzen, eines Konglomerats aus überwiegend Frauen, die reagieren auf das Kind, das man bei sich trägt. Zuerst fiel mir das mit dem Tragetuch auf. Das ging dann so: Kind ins Tuch vor die Brust, dicke Jacke des Mannes drüber, bis zum Hinterkopf des Babys hochziehen und still leidend die extrem merkwürdige Silhouette akzeptieren, die man dadurch bekommt. Die Mitmenschen tangierte die Silhouette nicht, man könnte meinen, es sei das Normalste auf der Welt, mit drei Metern breiten Schultern und einem Buckel auf der Brust herumzulaufen. Wurde dann bemerkt, dass auf dem Buckel ein Köpfchen eines selig schlummernden Babys sitzt, wurden Frauen auf der Straße aufgeregt und gaben merkwürdige Laute von sich.
Kann ich mit leben, ich finde mein Baby auch süß.
Die nächste Stufe ist Zugfahren. Hat man so ein Baby in der Trageschale dabei, wird es bemerkt und angemerkt, Fragen nach dem Alter gestellt, entzückt gelächelt und geflirtet. Gerne wird es als Anlass genommen, eine längere Unterhaltung zu beginnen - seien es die Sitznachbarn oder die Genossinen im Klenkindabteil, in das man sich zum Stillen zurückzieht. Völlig unabhängige Variable: Nationalität und Alter.
Für mich als Norddeutsche ist das ja schwer. Mit Fremden reden, intime Details über Stillpraktiken und Lebensläufe erfahren und Herzlichkeit annehmen - da tue ich es mir schwer mit. Zum Glück bietet das Kind gleichzeitig eine exit-Option aus solchen Situationen: ein gemurmeltes: "Oh, du hast ja Hunger/riechst ja komisch/brauchst jetzt ein Schläfchen" und zack - kann man weg. Grandios.
Und nun f+++book. Ich treffe mich mit einer Dame, mit der ich seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr habe. Wegen Babyklamotten. Spannend. Sie schrieb mich an wegen des Babyfotos, das ich kurz veröffentlicht habe - plötzlich existiere ich für sie, denn auch sie hat Kinder. Die Netzwerke funktionieren offensichtlich, und ich bin nun Teil davon. Sehr merkwürdig. Aber ich verstehe den Reiz dieses Modells, ich verstehe, wie man darin versinken und aufgehen und diese Wärme und Kuscheligkeit dieser Frauenwelt akzeptieren und nichts mehr anderes wünschen wollen kann und, zugespitzt formuliert, der 400-Euro-Job in einem Frauenzusammenhang wie etwa der Supermarktkasse auf einmal das Ambitionierteste ist, was man danach möchte. Und wie leer und merkwürdig es wird, wenn die Kinder fort sind und man aus der Mütter-Welt wieder entlassen wird. Auch das ist nämlich ein befristeter Vertrag.
Aber erstmal genießen, heute war ein guter Tag mit viel Sonne, Energie und einem friedlich pennenden Baby. Meine fast sechs Wochen alte Tochter liegt jetzt schlafend neben mir, sieht übermäßig süß aus und pupst in Serie so nachdrücklich, dass ihr Maxi Cosi buchstäblich wackelt. Das in einer Lautstärke und mit olfaktorischer Eindringlichkeit, für die ich ihren Vater schon arg gescholten hätte. Die Kleine dagegen wird noch angefeuert - jeder Pups außerhalb des Körpers ist besser als ein drinnen verbleibender, der nächtens drückt und mir den Schlaf raubt.
Den Vater zermürbt diese Situation offensichtlich, er empfindet die Ungerechtigkeit sehr stark. In der Wohnung wird gerülpst, gepupst und geschrieen und er darf nicht mitmachen!
Ich versuche nicht daran zu denken, was sich hier abspielen wird, wenn er Elternzeit hat. Das Konglomerat der Frauen wird definitiv bereichert werden.
Kann ich mit leben, ich finde mein Baby auch süß.
Die nächste Stufe ist Zugfahren. Hat man so ein Baby in der Trageschale dabei, wird es bemerkt und angemerkt, Fragen nach dem Alter gestellt, entzückt gelächelt und geflirtet. Gerne wird es als Anlass genommen, eine längere Unterhaltung zu beginnen - seien es die Sitznachbarn oder die Genossinen im Klenkindabteil, in das man sich zum Stillen zurückzieht. Völlig unabhängige Variable: Nationalität und Alter.
Für mich als Norddeutsche ist das ja schwer. Mit Fremden reden, intime Details über Stillpraktiken und Lebensläufe erfahren und Herzlichkeit annehmen - da tue ich es mir schwer mit. Zum Glück bietet das Kind gleichzeitig eine exit-Option aus solchen Situationen: ein gemurmeltes: "Oh, du hast ja Hunger/riechst ja komisch/brauchst jetzt ein Schläfchen" und zack - kann man weg. Grandios.
Und nun f+++book. Ich treffe mich mit einer Dame, mit der ich seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr habe. Wegen Babyklamotten. Spannend. Sie schrieb mich an wegen des Babyfotos, das ich kurz veröffentlicht habe - plötzlich existiere ich für sie, denn auch sie hat Kinder. Die Netzwerke funktionieren offensichtlich, und ich bin nun Teil davon. Sehr merkwürdig. Aber ich verstehe den Reiz dieses Modells, ich verstehe, wie man darin versinken und aufgehen und diese Wärme und Kuscheligkeit dieser Frauenwelt akzeptieren und nichts mehr anderes wünschen wollen kann und, zugespitzt formuliert, der 400-Euro-Job in einem Frauenzusammenhang wie etwa der Supermarktkasse auf einmal das Ambitionierteste ist, was man danach möchte. Und wie leer und merkwürdig es wird, wenn die Kinder fort sind und man aus der Mütter-Welt wieder entlassen wird. Auch das ist nämlich ein befristeter Vertrag.
Aber erstmal genießen, heute war ein guter Tag mit viel Sonne, Energie und einem friedlich pennenden Baby. Meine fast sechs Wochen alte Tochter liegt jetzt schlafend neben mir, sieht übermäßig süß aus und pupst in Serie so nachdrücklich, dass ihr Maxi Cosi buchstäblich wackelt. Das in einer Lautstärke und mit olfaktorischer Eindringlichkeit, für die ich ihren Vater schon arg gescholten hätte. Die Kleine dagegen wird noch angefeuert - jeder Pups außerhalb des Körpers ist besser als ein drinnen verbleibender, der nächtens drückt und mir den Schlaf raubt.
Den Vater zermürbt diese Situation offensichtlich, er empfindet die Ungerechtigkeit sehr stark. In der Wohnung wird gerülpst, gepupst und geschrieen und er darf nicht mitmachen!
Ich versuche nicht daran zu denken, was sich hier abspielen wird, wenn er Elternzeit hat. Das Konglomerat der Frauen wird definitiv bereichert werden.
sakra - 5. Mär, 19:44