Klettern

Sonntag, 4. Oktober 2009

Immer an der Wand lang

Seit langer Zeit war ich mal wieder beim Bouldern, an der Uni.

Man muss sich das so vorstellen: ein großer, mit Holz verkleideter Raum, an dessen Wände Klettergriffe geschraubt sind. Der Boden ist mit sehr dicken Schaumstoffmatten bedeckt, auf die man bei Bedarf (oft!) fallen kann. Der gemeine Boulderer klettert dann die Griffe einer bestimmten Farbe entlang. Der fortgeschrittene Boulderer geht dabei auch gerne mal über die Decke, was enorm viel Körperspannung erfordert und traumhafte Bauchmuskeln formt. Da sich alles in Absprungshöhe abspielt, ist man nicht durch ein Seil oder ähnlichen Schnickschnack gesichert und somit nicht auf einen Sicherungspartner angewiesen. Es gibt nur dich und die Wand.

Und, zumindest an der hiesigen Uni, viele Leute, die sich gerade von der letzten Strecke ausruhen (ist echt nötig: bouldern erfordert Maximalkraft und geht dermaßen in die Fingerhaut und die Unterarmmuskeln, dass man nicht allzu lange am Stück schafft) und wohlmeinende Kommentare und Hilfestellung geben. Das hört sich grauenhaft an, ist aber irgendwie nett, so unterhält man sich sehr ungezwungen bald mit allen Anwesenden und kann je nach Gesprächspartner ein bißchen angeben oder sich neue Tricks zeigen lassen.

Meine Stimmung war in etwa so wie bei einer Party, die groß genug ist, dass man sich mal eine Weile aus dem Geschehen ausklinken kann. Sehr entspannt. Manchmal hat es auch etwas für sich, alleine zum Sport zu gehen, auch wenn ich mich sehr aufraffen musste, die fünf Kilometer zur Uni hinaus zu radeln. Aber so war es perfekt: Ein paar von den alten Leuten waren da, die immer da sind und mit denen man kurz schnacken kann, um wieder ein bißchen in Stimmung zu kommen und fachzusimpeln. Ein paar neue Menschen ebenso, die sehr offen waren und mit denen ich viel Spaß hatte. Zwischendurch bin ich zum Ausruhen ein bißchen durch die Uni getingelt und hab auch einfach mal für eine Viertelstunde die Klappe gehalten.

Sport habe ich auch gemacht, bis die Fingerhaut wehtat. Und jetzt schon, kaum zwölf Stunden später, spüre ich meine Muskeln in Armen, Rücken und Bauch. Ich habe ein bißchen Angst vor dem Muskelkater heute abend...

Donnerstag, 10. September 2009

es geht aufwärts

Ich habe dem Kletterort in meiner Stadt doch noch eine Chance gegeben und siehe! - meine Kletterbilanz verbessert sich!

Allerdings mit Hindernissen. Samstag morgen um 9:00 Uhr war der Vorsteigkurs angesetzt. Schon beim Aufwachen erblickte ich durch meine drei Dachfenster drohende graue Wolken. Kaum fünf Minuten später gingen die ersten Schauer nieder. Ich ahnte Böses, schlürfte aber dennoch meinen Kaffee und hoffte auf den Anruf, der mir sagte, dass der Kurs ausfällt. Und hoffte. Und schlürfte. Und schaute angstvoll aus dem Fenster. Und hoffte.

Nix.

Nach kurzem, aber heftigen Ringen mit mir selbst, ob ich jetzt die 20minütige Radtour auf mich nehme (ich habe gewonnen), hing ich fluchend im Gegenwind der Stärke 5 auf dem Weg in den prekären Stadtteil. Erstaunlicherwiese waren alle Kursteilnehmer brav angetanzt, und so stand einem herrlichen ausgedehnten Klettertag an der frischen Luft nichts im Wege. Ein Traum wurde wahr. Knoten üben, Clippen üben, Fädeln üben, während man durch die Schauer von einer windgeschützten Ecke der Outdoor-Kletteranlage zur nächsten eilte und versuchte, nicht in zu viele Pfützen zu treten. Meine Laune war so mittel, wie man in Norddeutschland gerne sagt.

Dazu kam, dass ich vergessen hatte zu frühstücken und keinen Bäcker im prekären Stadtteil gefunden hatte, so dass mein Blutzuckerspiegel stetig sank. Leider fördert das immer meine Agressivität, so dass ich am Ende des Kurses von einer schlechte Laune-Phase in die nächste taumelte und aus reinem Trotz (na ja, und wegen meines manchmal immer noch schmerzenden Knöchels. Wirklich!) das finale Sturztraining verweigerte. ("Stürzen kann ich schon." Auf diesen Satz folgte natürlich ein langer Vortrag von unseren Kursleitern über die Kunst des Stürzens, was mich aber nicht weiter beirrte und im Übrigen meine Laune auch nicht besserte.)

Zum Glück war mein Kletterpartner sehr auskömmlich und bot sich auch für die nächste Woche zum Üben an, so dass ich vor ein paar Tagen bei strahlendem Sonnenschein mal wieder an einem Seil hoch in der Luft hing und verzweifelt darüber nachsann, wie das jetzt mit dem Fädeln war. Für Nichtkletterer: ohne dieses spezielle Technik kommt man an dieser Kletteranlage nicht auf den Boden zurück. War schon spannend. Im Endeffekt klappte alles, und sogar N. war trotz verletzten Armes vor Ort und übte fleißig Knoten.

Ach ja, so kann es weitergehen. In zwei Wochen steht dann die Scheinprüfung an, dann bin ich eine offiziell anerkannte Vorstiegs-Kletterin!

Samstag, 29. August 2009

Satz mit x

Norddeutschland zeichnet sich durch einen eklatanten Mangel an Bergen aus. Ich klettere daher gerne in der nächstgrößeren Stadt, wo ich oft meine Wochenenden verbringe. Die Kletteranlage des Deutschen Alpenvereines ist dort sehr schön: groß, Indoor, Outdoor, tolle Boulderecke, und inzwischen habe ich die 5er im Vorstieg ganz gut im Griff.

Doch auch in meiner Heimat gibt es eine Kletteranlage, und gestern war es soweit: Mit der lieben N. ging es per Rad Richtung prekären Stadtteils, in dem der Hort der Körperspannung verortet ist. Die Fahrt war schon abenteuerlich ("Da lang! Nee, da. Hm... wo bin ich denn letztes Mal gefahren? Na ja, da lang ist richtig.") und dauerte deutlich länger als die angekündigten zwanzig Minuten. Als wir dann endlich am Schauplatz ankamen, wartete schon die gesamte selbsternannte Sportelite aus dem Uni-Boulderraum auf uns und musterte uns mit gönnerhaften Blicken. Natürlich hatten sich alle männlichen Teilnehmer die Shirts bereits vom Leib gerissen, um ihre vom Bouldern durchtrainierten Oberkörper zur Schau zur stellen.
Ich finde das meistens etwas unhygienisch. Beim Bouldern stürzt man schließlich auf Plastikmatten, wenn man fällt, und der Gedanke, dass Boulder-Heinz sich vor zwei Minuten mit seinem verschwitzten Oberkörper an der Stelle gerieben hat, an der ich bei meinem nächsten Sturz mit meinem Gesicht lande, erfreut mich nur mäßig. Da helfen auch die dollsten Muskeln und die schönste rasierte Brust nichts. Außerdem ist es so offenkundig narzisstisch, dass ich mich leicht fremdschäme. Ich freue mich auch über meine nett definierten Oberarme und meine Bauchmuskeln, aber deshalb kletter ich doch nicht im Bikini!

Nach diesem innerlichen Sermon wurde uns von der Betreuerin verkündet, dass es zum Üben des Fädelns etwas zu spät am Abend sein, weil es bald dunkel werden würde. N. passte diese Nachricht gar nicht, sie fing an zu quengeln. Ich persönlich hatte nichts gegen bouldern und hing mich ein bißchen an die Griffe, begleitet von den Sprüchen der Uni-Boulder-Fraktion. N. folgte leise maulend, kletterte zwei Meter hoch, rutschte ab, fiel und - verdrehte sich den Arm. Weiterklettern unmöglich, das Geschrei war groß, die Uni-Boulder-Fraktion bekam Futter für neue Sprüche, ausgiebiges Verarzten war angesagt, und sarathepara freute sich über eine Kletterbilanz von exakt fünf Minuten. Ausgestattet mit Dreieckstuch und jammervollen Mienen radelten wir zurück in die Innenstadt. Immerhin haben wir eine schöne Radtour gemacht. Das nächste Mal fahre ich wieder in die andere Stadt zum Klettern.

Mein Lesestoff


George R. R. Martin
Game of Thrones 4-Copy Boxed Set


Fred Vargas
Die Nacht des Zorns

Archiv

Mai 2024
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 
 
 

Aktuelle Beiträge

Neue Ansichten
Wie gesagt, das Bewerben geht wieder los. Mein Vertrag...
sakra - 4. Okt, 11:07
Krebsgang
Das Kind ist jetzt 8 Monate alt und wird mobiler. Sitzen...
sakra - 4. Okt, 10:29
Alle (2) Jahre wieder...
Das Bewerben geht wieder los. Meine Fraktion im Bundestag...
sakra - 30. Sep, 14:03
Bestandsaufnahme
Achtung, jetzt wird es hart und dreckig - das ist nichts...
sakra - 15. Sep, 16:30
Was haften blieb
Jedesmal, wenn ich Tagesschau mit Jens Riewa schaue,...
sakra - 29. Jul, 20:12

Web Counter-Modul

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Status

Online seit 5391 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:09

Credits


Anfang
Arbeit
Arterhaltung
Filme
gelesen
Klettern
Leben
ohne Arbeit
tagesaktuell
Zwischenmenschliches
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren