Donnerstag, 27. August 2009

Der Ex-Faktor

Ich habe eine recht lange Wohnbiographie für meine 29 Lebensjahre, was daran liegt, dass ich bisher nur bei meiner Familie und in WGs gewohnt habe. Gerade bei der letzteren Wohnform ist die Fluktuation recht hoch, und dementsprechend viele Ex-MitbewohnerInnen nenne ich mein eigen. Tatsächlich habe ich wohl die meisten meiner Freunde über die Arbeit (huhu, Call-Center! Wink!) oder über das Wohnen kennengelernt. Besonders effektiv: das Studentenwohnheim. Ich lege übrigens viel Wert auf die Tatsache, dass ich es während der vier Jahre in diesem Hort der Hormone, der Exzesse und der lockeren Sitten geschafft habe, mein Sexualleben komplett auszulagern. Das hat mir im Gegensatz zu meinen lieben Wohngenossen sehr viel Ärger erspart.

Einer der interessantesten Beobachtungen, die ich in diesem Zusammenhang gemacht habe: Man versteht sich mit MitbewohnerInnen meist besser, wenn sie zu Ex werden. Das fängt schon bei Geschwistern an, die man plötzlich innig liebt, nachdem man ausgezogen ist. Fast über Nacht: Gestern hat man noch psychische Gewalt ausgeübt, indem man kontrolliert schlechte Laune verbreitet, hämisch lachend die Tagebücher der kleinen Geschwister am Küchentisch vorliest oder im dumpfen Schweigen versunken den einzigen Fernseher blockiert. Kaum ausgezogen nervt man die lieben Kleinen mit Anrufen, ist beleidigt, wenn sie einen nicht besuchen, schreibt SMSen, die mit "Kussi!" enden und nutzt jede Gelegenheit, sich familiär zu fühlen.

Ähnlich also mit Mitbewohnern. In den letzten Tagen habe ich meine beiden liebsten Exen getroffen. Knut* zeichnet sich durch eine extrem niedrige Putz- und Abwaschfrequenz aus, was mich regelmäßig in den Wahnsinn getrieben hat (Dialogbeispiel: "Knut*, wir haben keine sauberen Gabeln mehr!" Knut:"Ja, ich weiß, ich habe mir auch gerade eine abgewaschen!"). Das kann mir so herrlich egal sein, wenn wir am Deich sitzen und Männer- und Frauensachen besprechen, Beziehungen durchkauen und Bier trinken. Bei Knut habe ich gewohnt, als ich eine sehr lebhafte Phase in meinem Leben hatte.

Pelle* dagegen hatte wirklich hohe Mitbewohner-Qualitäten, und ich würde jederzeit wieder mit ihm zusammenziehen. Er kocht vorzüglich und oft, schweigt beim Fernsehen, jagt mich zum Sport, tanzt annehmbar, trinkt Martini, kennt sich mit Computern aus, kann aber trotzdem über Philosophisches diskutieren, kauft Obst, wenn Mitbewohnerinnen krank sind (verweigert ihnen allerdings auch die heiß geliebten Pommes. Na ja)... die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Schwierig wurde es erst, als er auf einmal eine Freundin hatte, was ich ihm nie wirklich verziehen habe. All diese schönen Dinge gab es jetzt nur noch für sie, ich musste mich selbst beschäftigen... Dafür ist diese Dame, jetzt seine Ex-Freundin, nun eine meiner besten Freundinnen.

Ja, Ex ist nicht immer gleich Ex, und da sage noch einer, Seifenopern seien unrealistisch.

*Name geändert

Mein Lesestoff


George R. R. Martin
Game of Thrones 4-Copy Boxed Set


Fred Vargas
Die Nacht des Zorns

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