Arbeit

Samstag, 22. August 2009

Die Waffen einer Frau

Ich will mein Headset wieder! Warum verwickeln sich Telefonkabel so merkwürdig um sich selbst herum und werden immer kürzer, bis man während des Telefonats quasi mit der Nase gegen die Tastatur stößt? Geht gar nicht.

Dafür werden einem im Bereich der großen Aufregung ganz unterhaltsame Szenen geboten, die an künstlerischer Dramatik kaum zu überbieten sind. Da werden Einladungen für eine hochoffizielle Veranstaltung versendet, um deren Aktualisierung meine Chefin sich definitiv zu spät gekümmert hat, und nun kontrollierte sie die Listen zu Hause, stürmte heute vor Zorn bebend ins Büro und versammelte vier Mitarbeiterinnen um sich herum, die nun alle die Rechtschreibfehler beklagen mussten. Ich blieb sitzen, ich hatte zu tun. Aber ehrlich mal! Nemesis: „Nein, und diesen Sponsor haben wir falsch geschrieben, also Leute, das geeeht doch nicht.“
Isis 1, 2,3 und 4: „Oh neiiiin, wie peinlich! Ooooh!“ Und das alles 10 Minuten lang, in einer Lautstärke, die jeder Beschreibung spottet. Ich bin schnell Kaffee kochen gegangen und habe sanft auf mein enormes Arbeitspensum verwiesen, um dem Toben Einhalt zu gebieten. Sanftheit wirkt in solchen Fällen Wunder. Plink plink.

Wie bei den Katholiken

Gott, ist hier viel Weihrauch in der Luft. Das kommt von der Selbst-Beweihräucherung, die vom Konferenztisch zur unbescholtenen Assistentin der Geschäftsführung rüberschwappt. Wieder so eine These von mir: Geschäfte führen ist nicht gut für den Charakter, und schon gar nicht für die Selbstreflexion. Wenn dann auch noch die Charakterschwäche in einem Dezibelbereich zelebriert wird, der einem Düsenjäger würdig wäre, muss man sich entscheiden: lieber hassen oder lieber fremdschämen?

Manche Menschen neigen zu einer so absoluten Lautstärke in ihrer Mitteilung, dass ich es nicht mehr schaffe, die Botschaft zu verstehen. Mein Hirn windet sich einfach auf der Suche nach einem Schallschutz fort. Es ist sowieso zu heiß, um angeschrieen zu werden (schreibt man das mit doppel-e?). Ich will zurück in mein Call Center, in dem ich mein Studium finanziert habe! Da konnte man in Fällen des Angeschrieen-werdens einfach auflegen oder den Kunden mit der akustisch hochgezogenen Augebraue verdeutlichen, dass man als Kundenbetreuerin im Zweifelsfall mächtiger als der Kunde ist. Außerdem haben die da eine Klimaanlage. Hach, das waren Zeiten!
(Mein Lieblings-Dialog in diesem Zusammenhang geht so: Kundenbetreuerin: "Schreien Sie bitte nicht so, Herr Müller!" Herr Müller (schreit): "Ich schreie nicht!" Kundenbetreuerin: "Ich fühle mich aber angeschrieen!" Da hat jemand brav den Artikel "Wie streite ich richtig" in der Frauenzeitschrift gelesen...)

Montag, 17. August 2009

Der Haken bei der Sache

Zur Information: Ich arbeite in einer Einrichtung, deren Zielgruppe alleine Frauen sind. Dementsprechend arbeiten dort auch nur Frauen, was ja durchaus einige Vorteile hat. Aber: Ich schwöre, dass Frauen auf einem Haufen tatsächlich extrem anstrengend sein können. Heute sollte ein neuer Handtuchhaken in der neuen Teeküche aufgehängt werden. Merke: Ein Haken, der mit einem Saugnapf an die Wand gebracht wird. Keine unwiderrufliche Entscheidung, bisschen Spucke, in Augenhöhe ranbappen, fertig. So sehe ich das, aber das zeigt nur, dass ich zu lange in männerdominierten Berufen gearbeitet habe.
Bei meiner Arbeitgeberin geht das so: in der Teamsitzung wird beschlossen, dass der Haken angebracht wird. In einem Augenblock kreativer Spontaneität (Momente wie diesem verleihen dem Leben erst so richtig Würze) läuft das gesamte Team in die neue Teeküche, um mit diesem Event das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Der Haken, zugegebenermaßen in einem recht hübschen Blau gehalten, wird feierlich ausgepackt und in verschiedensten Höhen an die Wand gehalten, begeitet von vielfältigen Kommentaren. Und niemand meinte das ironisch, alle waren voll bei der Sache. Fast schon wieder beeindruckend. Irgendwas geht da vor, wenn fünf Akademikerinnen sich eine Viertelstunde damit beschäftigen könne, einen Handtuchhalter an die Wand zu setzen. (Ich habe mich daneben gestellt und gegrinst, was auch nicht geschadet hat. Niemand hat auf mich geachtet. Dafür waren die Ereignisse an der Wand einfach zu aufregend.)

Mein Lesestoff


George R. R. Martin
Game of Thrones 4-Copy Boxed Set


Fred Vargas
Die Nacht des Zorns

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