Bis jetzt habe ich in diesem Jahr drei ostdeutsche Städte besucht, in denen ich vorher noch nie war. Aktuellstes Ziel: Impi in Rostock!
Ich schlief in einem Original-Plattenbau, frühstückte mit blutjungen Bachelor-StudentInnen, wurde durch Rostocks herzige und wirklich hübsche Innenstadt geführt, betrank mich mit Rotwein und besuchte eine geschlagene halbe Stunde lang Warnemünde (länger musste auch nicht sein, wegen des dollen Windes und der kalten Temperaturen bekam ich Ohrenschmerzen, aber es ist hübscher als Sylt!). Ich freue mich auf einen Wiederholungsbesuch im Sommer! Danke an den wundervollen Gastgeber! Dessen Gesellschaft trotz aller Höhepunkte das Beste an dem Besuch war. Inklusive Gespräche über dies und das; Quatsch und Ernst, Gefühle und Fakten, Mikro- und Makrogesellschaft, die werten gemeinsamen Freunde und Feinde, Sport und dessen Ablehnung und so weiter und so fort.
Eines habe ich an diesem Wochenende noch gelernt: an der Elbe zu joggen macht mehr her als in Parkanlagen an Popp-Punkten vorbei (ich berichtete). Und WG-Frühstücke sind besonders nett, wenn endlich der langjährige Ex-Mitbewohner wieder zur WG gehört. Jetzt muss ich diesen nur noch zum Joggen bewegen...
sakra - 14. Mär, 14:31
Senatsempfang, meine Behörde war Gastgeberin, es sprach eine recht berühmte deutsche Schauspielerin. Unter den Gästen die greise Mutter eines anderen beliebten Schauspielers, der mit besagter Kollegin just einen Film gedreht hat. Deshalb wollte die Mutter die anwesende Aktice gerne kennenlernen. Es kam zu einem Treffen im Empfangsraum, man schüttelte Hände, der Sekt und die Stimmung waren gut.
Mutter: "Und welche Rolle spielen Sie? Die Polizistin?"
Schauspielerin: "Nein. Ich bin die Frau, in die sich Ihr Sohn verliebt."
Mutter, etwas aufgeregt: "Oh! Ach so!"
Schauspielerin: "Aber keine Angst, es kommt nicht zum Äußersten!"
sakra - 10. Mär, 08:59
Manchmal ist es geradezu erschütternd, wie abhängig Menschen - in diesem Falle ich im Speziellen - von den Grundbedürfnissen sind. Soziologen kennen die Maslowsche Pyramide. Gemeinhin wähne ich mich auf der fünften Ebene. Oder in der vierten, je nach Tagesform.
Gestern allerdings stellte ich nach der Mittagspause fest, dass ich nichts mehr zu essen dabei hatte und noch 3,5 Stunden im Büro ohne Aussicht auf etwas zu beißen vor mir lagen. Die meisten Menschen würden da nur kurz mit den Schultern zucken und sich auf dem Heimweg ein Brötchen besorgen. Nicht so ich. Spontane Nervosität breitete sich in mir aus, die Laune fiel schlagartig in den Keller und ich konnte zwei Stunden lang an nichts anderes denken als die verschiedenen Möglichkeiten, an etwas Essbares zu gelangen. Stufe eins der Bedürfnispyramide, jawoll!
Dazu muss aber auch gesagt werden, dass ich Gemüts-Diabetikerin bin. Wenn ich Hunger habe und mein Blutzuckerspiegel sinkt, bekomme ich wirklich schlechte Laune, und zwar nicht zu knapp. Das war in der Steinzeit ein sinnvoller Mechanismus, in dieser Stimmung kann man bestens Mammuts jagen gehen, aber in der Behörde führt das zu Problemen. Deshalb habe ich immer zwei Zwischenmahlzeiten in meiner feschen Schultertasche. Wehe, wenn nicht!
Zum Glück haben wir heute unseren Abteilungskühlschrank bekommen. Heute mittag werden Vorräte angelegt. Damit die Mammuts verschont bleiben.
sakra - 9. Mär, 08:41
Ich habe die Oscar-Verleihung zwar nicht gesehen, aber heute früh jubelnd Christoph Waltz gefeiert. Ich liebe ihn.
In der Zwischenzeit habe ich es außerdem geschafft, Inglourious Basterds im Original zu schauen. Komischerweise fand ich Herrn Waltz besser, als er sich selbst auf deutsch synchronisiert hat. Ich tippe auf den österreichischen Einschlag seiner Sprechweise, den er auf Deutsch einbringen kann und ihm etwas noch Heimtückerischeres verleiht, weil es eigentlich ganz gut gelaunt und harmlos klingt.
Ach!
sakra - 8. Mär, 10:08
Die gestrige Arbeitssitzung war unglaublich. Ich war zwar sehr froh, dort zu sein, da ich gerade Ablenkung nötig habe, aber der Preis war hoch.
Es ging um eine Redaktionssitzung für den Abschlußbericht eines Runden Tisches, an dem behördenübrgreifend Vertreter entsandt wurden. So auch ich, ein schmucker Uniformierter (ich habe berichtet!), etliche Abgesandte der Wirtschafts-, Bau-, Innen- und Sozialbehörde plus Vertreterinnen der freien Träger. In der Redaktionsgruppe werden die Handlungsempfehlungen an die Politik der einzelnen Arbeitsgruppen zusammengefasst. Ein erster 20seitiger Entwurf des Abschlussberichtes lag vor, zehn Menschen saßen in einem Konferenzraum im elften Stock, genossen den Blick über die Metropole und schlürften nichts Böses ahnend Kaffee. Was mir nicht klar war: die Hälfte der Anwesenden waren Juristen. Ich will nichts Böses über diesen Menschenschlag sagen, ich wohne auch mit solchen zusammen, und von gelegentlichen Fachdiskussionen in der Küche abgesehen fallen sie nicht weiter unangenehm auf. Aber wehe, wenn Juristen auf einen Abschlussbericht losgelassen werden! Ich rate davon dringend ab!
Jeder, ich betone ohne jegliche Übertreibung JEDER Satz wurde auseinandergenommen, auf seine rechtliche Aussage geprüft, verworfen, der historische und rechtliche Hintergrund für das Verwerfen beleuchtet und vier verschiedene Alternativen zur Wahl gestellt. Beipielsatz: "Die Genehmigung einer Betriebsstätte kann darüber hinaus auch verbunden werden mit der Verpflichtung und der Kontrolle zur Einhaltung bestehender Bestimmungen." Ist okay. Dachte ich. Doch die Formulierung führte zu empörten Getuschel in der Juristen-Ecke. Denn die Verpflichtung zur Einhaltung der Bestimmungen besteht sowieso! Jawohl! Das kann man nicht einfach so vorschlagen, denn damit konterkariert man geltendes Recht. Ein längerer Exkurs über die Feinheiten der bestehenden Rechte folgte, abgerundet durch einen konstruktiven Vorschlag zur Verbesserung. Der Satz heißt jetzt: "Die Genehmigung einer Betriebsstätte kann darüber hinaus auch verbunden werden mit dem Hinweis auf Verpflichtung und der Kontrolle zur Einhaltung bestehender Bestimmungen." Traumschön, oder?
Nach einer Stunde waren wir auf Seite 3 angelangt. Ich weiß schon, warum ich nicht Jura studiert habe. Dafür muss man schon ein Faible für Details haben, um das mal freundlich auszudrücken. Himmelherrgottnochmal. Zum Glück haben sich für heute abend die reizenden Osteuropäerinnen aus der alten Heimat zum Feiern angesagt.
sakra - 6. Mär, 12:36
Meine erste Dienstreise liegt hinter mir. Als Sitzungsort war, als ich die Reise beantragte, Berlin angekündigt, was mich sehr freute. Kurzfristig wurde jedoch der Ort geändert, und was soll ich sagen - es ging nach Magdeburg. Magdeburg! Nun, es hat seine Vorteile, seine Initiations-Dienstreise nach Magdeburg zu machen. Da komt man ja sonst nicht so oft hin, und ich konnte meine innerdeutschen Ortkenntnisse erhöhen. Ergo habe ich viel gelernt, ich werde hier die wichtigsten Thesen zusammenfassen.
- Es ist total anstrengend, den ganzen Tag inhaltlich mit Menschen zu arbeiten und dann noch mit diesen zu Abend zu essen UND dann noch in die Bar zu gehen. Geselligkeit gut und schön, aber wann soll man da noch Olympia gucken?
- Magdeburg hat auch echt schöne Ecken. So etwa das Elbufer, an dem man formidabel die Ministerien einrichten kann, damit eventuelle Tagungsgäste beeindruckt sein können.
- Magdeburg hat echt viele Einkaufszentren, die ebenfalls zu den schönen Ecken gehören.
- Magedeburg bekommt einen Otto-Taler, wie ich kurz nach meiner Ankunft per SMS von mitfiebernden Zeitgenossen informiert wurde, die zu ihrem großen Kummer in Norddeutschland verbleiben mussten, sich aber per Internet auf dem Laufenden hielten und mich an ihrem Wissen teilhaben ließen. Kaiser Otto, wohl gemerkt, das Wahrzeichen Magdeburgs!
- Protokoll schreiben macht erstmal beliebt. Mal sehen, was passiert, wenn die Mittagenden das Endprodukt erhalten, ich bin nicht so gut in Protokoll schreiben.
- Anzug tragende Tagungsteilnehmer, die nicht weiter ins Auge springen, fallen extrem ab, wenn sie abends in ihrem gemütlichen Pullover in der Bar sitzen. Ich merke an mir selber, dass ich sie automatisch als inkompetenter und unattraktiver empfinde. Bei den weiblichen Teilnehmenden habe ich das so nicht, da bewerte ich das Gesagte und nicht die Kleidung. Was bedeutet das? Bin ich jetzt chauvinistischer oder emanzipierter? Denn eigentlich, so sagt man doch, werden eher Frauen nach ihrem Äußern beurteilt.
Ich schiebe es mal auf den extremen Gegensatz, den Männer in ihrer Kleidung an den Tag legen müssen. Arbeit ist immer gleich Anzug, also wie eine Uniform, und privat ist es der gemütliche Pullover. Frauen haben einfach mehr Zwischentöne zur Verfügung. Eine Bluse sieht zur Jeans genauso gut aus wie zur Nadelstreifenhose, und den Blazer kann man einfach mal ausziehen, ohne auszusehen, als würde etwas fehlen, weil da dann noch eine einsame Krawatte herumbaumelt. Das ließe sich noch beliebig fortsetzen, aber festzuhalten bliebe: ich freue mich, dass ich eine Frau bin.
sakra - 1. Mär, 10:34
Endlich mal wieder ein Beitrag in der Kategorie "Klettern", der diese Kategorie verdient! Ich war Ende letzter Woche in der Boulderstätte der neuen Stadt und habe viel Fingerhaut verloren, mir einen formidablen Muskelkater erarbeitet und mich nett unterhalten. Ich liebe (ja, ich weiß, ich wiederhole mich) einfach die Stimmung in diesen Anlagen. Alle sind kommunikationsbereit, aber nicht aufdringlich, man kann sich dort verabreden, ohne die ganze Zeit aufeinanderhocken zu müssen, und die Besucher sind gut in Form. Am Freitag war das interessanteste Exemplar ein Monster-Bodybuilder, der vor Kraft kaum laufen konnte, sich aber zum Ausgleich ein Bandana um den Kopf geschlungen hatte und die einfachsten Routen kaum schaffte. Ich bezweifele ernsthaft den Erfolg seine Ausfluges - er hatte zu viel Körpermasse. Beim Klettern sind die Leichtesten die Besten.
Meine erste Erfahrung mit Pilates war übrigens nicht der Rede wert, falls jemand brennend auf diese Information gewartet hat. Ich war danach etwas verkrampft im Unterkörper, vielleicht habe ich mit dem Powerhouse was falsch gemacht. Egal, ich will diese Bewegungsform nicht vertiefen. Dann lieber "Workout", das gestern einen noch heftigeren Muskelkater als das Bouldern hervorbrachte. Danach haben mir beim Treppenrunterlaufen die Knie gezittert!!!
Die Trainerin war wie eine Sahnetorte, klein und rund und blond und süß, zirpte äußerst charmant durch die Gegend und skandierte regelmäßig bei auftretenden Müdigkeitserscheinungen rythmisch zur Musik: "Mehr Haß! Ihr braucht mehr Haß!", was mich immer so zum Kichern brachte, dass ich komplett zusammenbrach. Harte Frau, wirklich. Bei der hat danach gar nichts gezittert, und sie hat die ganze Zeit gestrahlt, während die TeilnehmerInnen eher so verzerrt geschaut haben. Da ärgert man sich ab und zu über die verspiegelte Wand im Trainingsraum - "Uh, die Frau dahinten guckt aber komisch. Ach so, das bin ja ich. Mist.". Aber das hat Spaß gemacht und war recht effektiv. Für die nächste Zeit plane ich wöchentlich Workout, Klettern/Bouldern und joggen ein, dann bin ich wieder im gewünschten Modus.
sakra - 26. Feb, 13:58
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,679461,00.html
Ich habs zuerst gesagt! Am Valentinstag! Wobei ich zugegeben den Autor des Artikels als Quelle für meinen Eintrag benutzt habe. Aber gerade deshalb fühle ich mich gerade politisch voll auf der Höhe der Zeit. Hach.
sakra - 23. Feb, 14:18