Dienstag, 2. November 2010

Links, rechts oder so

Ein wirkliches Defizit, das mich im Alltag wirklich behindert, ist meine rechts-links-Schwäche, und damit meine ich nicht meine politische Ausrichtung, sondern einfach so "rechts ist, wo der Daumen links ist". Dazu kommt mein fehlendes räumliches Denkvermögen. Beides zusammen führt zu Herzrasen und Fluchtreflexen, wenn ich auf dem Beifahrersitz lungernd eine Landkarte in die Hand gedrückt bekomme.

Mein Warnsystem versagt allerdings total, wenn mich Fremde nach dem Weg fragen. Statt einfach schnell wegzulaufen und somit allen Beteiligten eine unangenehme Situation zu ersparen, wird eine Kaskade solidarischer Gedanken in mir ausgeschüttet, sobald hilflos schauende Menschen mit Stadtplänen in der Hand auf mich zukommen. Mensch, die Arme, der helf ich schnell! Ist ja voll blöd, so orientierungslos, ich weiß genau, wie das ist. Ich bin ja auch so verbindlich, und so langsam kenne ich mir hier schon doch recht gut aus, na, ich bin gewappnet, kann losgehen, bitte sprechen Sie JETZT!

"Zum Rathaus? Von hier aus? Oh, Moment. Ich kenn den Weg eigentlich nur per U-Bahn." Erste Zweifel glimmen in den Augen des Gegenübers auf. Aber jetzt kann ich nicht mehr zurück, meine Neigung zur Schaumschlägerei bricht durch, ich muss Kompetenz ausstrahlen. "Na ja, zeigen Sie mal den Plan. (Ab da ist eh alles verloren.) Also, Sie gehen links, dann die zweite Rechts - na ja, da kommt dann so eine Kurve, aber Sie müsen rechts bleiben, und dann (umständliches Drehen des Planes mit Drehen des Kopfes, damit ich die Straßennamen noch lesen kann) so rechts um den Brunnen herum und dann einfach geradeaus, dann laufen Sie direkt drauf zu! (Hoffe ich.)" Leicht irritiertes Schweigen, während dem ich das eben Gesagte noch einmal kritisch refelktiere. In meinem Gehirn zuckt es. Warnsystem wird aktiviert. "Oh nee, warten Sie! Ich verwechsel ja immer rechts und links! Also, alles so, wie ich eben gesagt habe, nur andersrum. Sie gehen..." Der Blick gegenüber wird glasig. Ich versuche, immer noch kompetent auszusehen, verliere aber an Boden. Meistens folgt ein freundliches, resigniertes Lächeln vom Gegenüber, ein "Vielen Dank! (Sie hat sich ja bemüht, das arme Kind.)" und mein verzweifelter Ruf dem Davoneilenden hinterher: "Sonst fragen Sie einfach noch jemanden!"

Und schon wieder habe ich das Leben anderer schwerer gemacht. Da schäme ich mich hinterher immer ein bisschen.

Samstag, 30. Oktober 2010

Dynamiken

Manchmal sucht man sich seine Freunde ja nicht aus, sondern wird von ihnen ausgesucht, okupiert und nie wieder aus den Fängen gelassen. Bei mir sind das oft Frauen, die etwas jünger sind als ich, ein extrem sonniges Gemüt haben und viel kichern und hüpfen. Das sind Eigenschaften, die mir schrecklich auf die Nerven fallen, und ich kann es auch nicht verhehlen. Das stört diese Frauen nicht. Sie kichern noch mehr, wenn ich genervt die Augen verdrehe, freuen sich über lakonische Beschwerden meinerseits und wenn ich zum Ausgleich zu diesem ganzen Sonnenschein-ich-tolle-auf-der-Wiese-herum pessimistische, düstere Bemerkungen mache, machen sie vor Freude eine La-Ola-Welle. Ganz alleine. Diese Frauen können das.

Die klauen meine Zeit, die ich viel lieber lakonisch lästernd mit abgefuckten Menschen verbringen würde. Diese Menschen wiederum sehen mich aber in einem falschen Licht, wenn ich immer der Mittelpunkt einer hüpfenden, kichernden Schar fröhlicher junggebliebener End-Zwanzigerinnen bin und wollen dann nicht mehr mit mir lästern. Ich weiß es mehr zu schätzen, wenn man Menschen knacken, erobern muss. Ich meine, wir sind hier in Norddeutschland, da ist es äußerst verdächtig, wenn einem Zuneigung so vor die Füße geworfen wird!

Andererseits kann man solche Mädels auch ganz schlecht abweisen, das ist so, als würde man einen Hundewelpen treten. Man will dieses unbeirrbare Glücklichsein ja auch nicht kaputt machen, nicht wahr.

Ich verstehe einfach nicht, warum mir das passiert. Wir passen nicht zusammen, diese Frauen und ich, aber ich lande immer wieder bei denen. Meine einzige dürftige Erklärung ist, dass ich eine große Schwester bin und irgendetwas ausstrahle, damit man sich wieder als kleine Schwester fühlt.

Schritte, leicht und hüpfend, begleitet von einem Glucksen...Sie kommt. Ich mache schnell die Augen zu, damit man das Rollen der Augäpfel nicht sieht. Aaaargh.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Bücherfragebogen Teil 3

9. Das erste Buch, das du je gelesen hast
Ich weiß es nicht. Ich konnte wohl schon lesen, als ich vier Jahre alt war. Der erste Roman, an den ich mich erinnere, bekam ich mit sieben von meinem Vater in die Hand gedrückt, es war ein Karl-May-Buch mit Kara Ben Nemsi. Das erklärt meine Vorliebe für historische Stoffe.

10. Ein Buch von deinem Lieblingsautoren/deiner Lieblingsautorin
Jawohl! Definiere Lieblingsschreiberling! Der Einfachheit halber wähle ich Agatha Christie und nehme "Das Böse unter der Sonne". Hercule Poirot ist eine sehr originelle Hauptfigur. Und die Geschichte funktioniert sowohl als Buch als auch als Hörbuch, Film oder in der englischen Version. Wahrscheinlich würde man sogar einen Popsong draus machen können, wenn man Hercule Poirot da irgendwie unterbringen könnte.

11. Ein Buch, das du mal geliebt hast, aber jetzt hasst
Ach... wo fange ich da an... So ziemlich alles, was im zarten Alter von 17 heißgeliebt wurde, wurde mit 30 entsetzt nach drei Seiten von sich geworfen. "Ayla und der Clan des Bären" etwa. Die Geschmäcker ändern sich halt.

12. Ein Buch, das du von Freunden/Bekannten/… empfohlen bekommen hast
Das letzte war etwas von Jodi Picoult, das ich auch ganz gut fand. Empfohlen von Frau K.M., die Bibliothekarin ist und daher Kompetenz im Buchbereich ausstrahlt. Besonders interessant ist aber auch, dass Frau M. außerdem gelernte Tischlerin ist und mit ihrem Freund in einem feministischen Haushalt lebt, was Empfehlungen von ihr noch etwas spannender machen. Ansonsten lasse ich mich gerne von den Rezensionen in Zeitschriften, Sonderbeilagen zur Frankfurter Buchmesse und der Bibliotheks-Auslage inspirieren.

Dienstag, 26. Oktober 2010

Tatort Kiel

Beamer-Tatort-gucken ist toll. Der Sonntag war sowieso sehr befriedigend: nach ordentlichen Ausschlafen, Kaffee gemacht bekommen und nach dem Frühstück noch mal hinlegen verließ mich mein attraktiver Begleiter, um seinem Aktionismus in Ruhe frönen zu können. Davon also unbehelligt verbrachte ich den Rest des Tages lesend im Bett, verließ dieses ab und zu in Richtung Kühlschrank und schleppte mich um 20:10 Uhr auf die Couch ins Wohnzimmer, die Bettdecke kam mit.

Mitbewohnerchen hatte die Beamer-Einstellungen optimiert und so stand dem Genuss eines schönen Fernsehfilmchens nichts im Wege. Ich fühlte mich auch gut unterhalten: der Konflikt zwischen Bio-Lebensmitteln und chemischen Ernährungsmitteln war zwar etwas platt, aber Esther Schweins und Sibel Kekilli waren schön anzuschauen. Axel Milberg - äh - eher mittelschön. Aber ist ja klar, wenn ein Tatort den Bechdel-Test besteht, dann spielen da keine schönen Männer mit!

Huch, jetzt habe ich das Ergebnis vorher verraten. Aber so ist es. Er hat bestanden. Die Frauen waren eher klischeehaft dargestellt und zickten sich immer böse an oder streichelten Kälbchen und knutschten mit Umweltaktivisten oder waren Opfer (der Presse, der Wirtschaft, des Vaters, der Umweltaktivisten), aber bitte: sie unterhielten sich über Bio-Herstellung von Lebensmitteln. Tada!

Mittwoch, 27. Oktober 2010

o la la

Auf Grund eines "sehr bedauerlichen Fehlers, für den ich mich in ALLER FORM entschuldigen möchte, so etwas darf einfach nicht passieren" bei der Abbuchung meines letzten Einkaufs in meinem Haus-und-Hof-Edeka bin ich nun stolze Besitzerin einer Flasche ("Nein, ich BESTEHE drauf. Nein, gucken Sie NICHT da unten. Hier in der Vitrine, da suchen Sie sich was aus. BITTE!!!!") Moutard-Champagner rosé. Hach. Ich hatte noch nie eine so teure Flasche in der Hand, ganz zu schweigen davon, dass ich sie auf dem Weg zur Arbeit erhalten habe und sie demnach durch die halbe Innenstadt kutschiert habe.

Blöderweise fällt mir kein Anlass ein, zu dem ich sie köpfen könnte. Mööönsch, das sind Probleme!

Am Meer

Merke:

ein Oktobernachmittag bei 10 Grad Celsius und drohendem Regen auf einer Insel am Strand zu verbringen ist vor allem dann eine reine Freude, wenn man einfach mal Lust hat, unfassbar laut zu schreien. So laut, dass man den ganzen übrigen Tag husten muss. Es wird einen niemand hören - es sind eh nicht so viele Leute dort, und die Brandung übertönt alles, so dass man auch nicht für total bekloppt gehalten wird oder gar gemeingefährlich. Brandung ist eben doch viel lauter, als man so denkt.

Ich kann das empfehlen. So ein bisschen schreien hat ja noch niemanden geschadet.

Freitag, 22. Oktober 2010

Bücherfragebogen Teil 2

5. Ein Buch, das du immer und immer wieder lesen könntest
So ziemlich alle, die ich mag. Das Tolle ist, dass ich Handlungen und Enden der Bücher immer sofort wieder vergesse, nachdem ich das Buch ausgelesen habe, weswegen ich auch gut Krimis doppelt und dreifach lesen kann. Die Bücher von Elizabeth George und Terry Pratchett mussten alle schon etwa sechs Mal dran glauben, und um den Reiz zu erhalten, lese ich sie ab nun in Englisch.

6. Ein Buch, das du nur einmal lesen kannst (egal, ob du es hasst oder nicht)
Krimis, bei denen ich mir das Ende doch gemerkt habe. Schlimm, das.

7. Ein Buch, das dich an jemanden erinnert
Da gibt es viele. Alle möglichen Bücher erinnern mich an meine Mutter, weil ich sie aus ihren Bücherregalen habe. Oder Bücher, die man mit jemanden gemeinsam gelesen hat - sich gegenseitig vorgelesen oder sich gegenseitig ausgeliehen - und sich dann darüber unterhalten hat.

8. Ein Buch, das dich an einen Ort erinnert
Viele Bücher erinnern mich an einn sonnigen Nachmittag draußen, weil ich sie dort gelesen habe, an eine Zugfahrt oder einen Strand. Abgesehen davon mag ich es, wenn Bücher mich an Orte versetzen, die ich noch nicht kenne. Das ist der Mehrwert von Büchern, nicht das Erinnern.

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Bücherfragebogen Teil 1

Dieser Fragebogen ist ziemlich entlarvend! Aber gut, ich werde alles ehrlich beantworten. Lesen ist immer besser als BRISANT gucken, egal wie schundig die Lektüre ist. Ich steh zu allen meinen Büchern. Das einzige Problem: es waren so viele. Wahrscheinlich erinnere ich mich nur selektiv.

1. Das Buch, das du zurzeit liest
Das sind zwei parallel: Ken Follett, "Die Pfeiler der Macht" und Zeruya Shalev, "Liebesleben". Zum ersteren gibt es nicht viel zu sagen, da kann nichts schiefgehen, und ich bin glücklich die Treppen der Bücherei herunterghopst, als ich ergattert hatte. Einziges Manko: Dazu musste ich in die Abteilung "Frauen, Liebe, Familie". Ja. Na und?! Immerhin war es nicht "Großdruck".
Das zweitere hat mir der König der Schaltungen mitgebracht, es wurde bei einem Umzug aussortiert, und hinten drauf steht ein Zitat von Helmut Karasek: "Ein hocherotisches Buch." Meiner Meinung nach eher mittel-erotisch: Junge Frau schläft mit alten Mann, beschreibt minutiös seine Altersflecken und betrügt ihren Hausmann-Ehemann. Ich weiß schon, was Karasek daran erotisch findet. Aber es liest sich ganz gut.

2. Das Buch, das du als nächstes liest/lesen willst
Reif Larsen, "Die Karte meiner Träume". Steht schon seit seinem Erscheinen auf meiner "to read"-Liste, war in der Bücherei allerdings stets vergriffen. Ich ergatterte es im selben Zug wie "Pfeiler der Macht". Das war ein wirklich erfolgreicher Tag, der mich sämtliche Arbeitsagenturmitarbeiter vergessen ließ.

3. Dein Lieblingsbuch
Boah, ist das schwierig: Susanna Clarke, "Jonathan Strange und Mr Norell" kommt ziemlich nah dran. Ein unheimlich dicker Schmöker über ein viktorianisches England, in dem die Zaubererei zu Hause ist und zwei der besten Zauberer sich verfeinden und bekämpfen. Ein bisschen Grusel, ein bisschen Fantasy, ein bisschen Historischer Roman.
Oder "Vom Winde verweht".

4. Dein Hassbuch
Auch schwierig, weil ich die meisten Bücher, die ich nicht mag, nicht zu Ende lese. Es gibt viele Auror/innen, die mich nerven, zum Beispiel Minette Walters, weil trotz guter Story dauernd irgendein starker Mann die starke Heldin retten muss. Tommy Jaud, den ich einmal versucht habe und nach gefühlten 50 Seiten ohne irgendeinen Nebensatz wieder beiseite legte. Aber wenn explizit ein Buch genannt werden soll: der DUDEN, weil er ab und zu meine Scrabbel-Statistik ruiniert.

Dienstag, 19. Oktober 2010

Klischee lässt grüßen

Gestern so geschehen!

Chefin, steht im Hawaiihemd vor mir: "Na, willst du Apfelkuchen?"
Ich.: "Och ja. Ist der von Dir oder Deiner Gattin?"
Chefin: "Weder noch. Der ist aus unserer Ukulelengruppe."

Wenn ich das in einem Film sehen würde, würde ich es übertrieben finde... Das Leben ist halt härter!

Mein Lesestoff


George R. R. Martin
Game of Thrones 4-Copy Boxed Set


Fred Vargas
Die Nacht des Zorns

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