Arbeitsaufgabe: Schreibe etwas über Frauenarmut für die Bürgermeisterin, 3000 Zeichen.
3000 Zeichen! Das ist sozusagen für die rechte Spur zu schnell, für die linke Spur zu langsam. Dementsprechend nahm ich gerne das Angebot zum Abteilungskaffeetrinken an, eventuell gibt es da Inspiration. Inspirierend war aber ersteinmal das gewagte Hemd des abteilungsjüngsten Kollegen (nur keine Aufregung - der ist 42 Jahre alt), der in der Vergangenheit damit auffiel, dass er bei Teamsitzungen immer in recht flotten grünen Tuch aufmarschierte und generell immer gut gekleidet ist. Das führte zu einer gewissen Erwartungshaltung bei mir. Heute allerdings kam er sehr kleinkariert daher, und zwar in blau-weiß. Also so:
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Da fiel mir ungeheuer viel zu ein, so dass ich lieber schwieg. Ich neige dazu, mich bei so etwas immer in die Bredouille zu reiten. Leider brachte er das Thema proaktiv ein: "Heute mal nicht in grün! Ich wollte dich irritieren." Ich so (endlich konnte ich raus damit): 'Hm, ja, das hast du geschafft. Ist ja eher der rustikale Look." Er so: "Rustikal? Das ist total hip!" Ich so: "Na ja, ich habe spontan an (... oh-oh, da habe ich es gemerkt. Neinneinnein, versuchte ich mich zu zügeln, sag was Gutes! Nicht über Tischdecken und Bettwäsche...) bayerische Vorhänge gedacht." Der Kollege bekam ein pikiertes Gesicht und sagte leicht angefasst: "Bayerische Vor-hän-ge???" Die Kollegin rechts von mir jubilierte: "Ja, oder eine Tischdecke!"
Lalala. Jetzt sehe ich bestimmt nie wieder etwas anderes als dieses grüne Hemd. Zurück zur Frauenarmut!
sakra - 18. Mai, 14:40
Aus einem Katalog für Renovierungsbedarf:
"spezielle Tapeten für Feuchträume"
Das ist ja wohl nicht meine Schuld, dass ich da erstmal verwirrt war, oder?
sakra - 15. Mai, 09:32
Das mit der Patchwork-Familie hat so seine Tücken. Wie bezeichnet man denn den zweiten Mann seiner Großmutter, mit dem man so gar nicht blutsverwandt ist? Und wie bezeichnet man vor allem dessen Verschwandtschaft? Hat man dann Stief-Cousinen?
Toll auch angeheiratete Onkel, bei denen das angeheiratet-sein qua Scheidung aufgelöst wurde. Mein Ex-Onkel...
Bei uns wird das meistens ignoriert und einfach der nächstmögliche Verwandtschaftsgrad als Bezeichnung gewählt, ob der nun gerade aktuell ist oder nicht. Oder man weicht auf die Namen aus.
Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Verwandtschaftsbeziehungen, aber die machen einen großen Teil aus. Da kann man durch fröhlichen Familienwechsel viel zur eigenen Identitätsstiftung beitragen!
sakra - 11. Mai, 12:30
Wenn irgendjemand glauben sollte, dass das Surferleben etwas wild-romantisches hat, der sollte mal über Folgendes nachdenken:
- Surfbretter sind groß und schwer und müssen im Zweifelsfall lange über widrige Bodenbeläge getragen werden, damit ein schwer definierbarer toller Punkt erreicht werden kann, an dem "die Wellen gut" sind.
- RICHTIGE Surfer surfen auch bei 8 Grad Celsius bei strömenden Regen und Sturmböen, wenn "die Wellen gut" sind. Was das arme Surferbunny bei diesen Witterungen machen soll, ist da nebensächlich. (Man muss dazu sagen, dass das Surferbunny sich einen Regen-Strandspaziergang viel besser vorgestellt hat, als es in der Realität war. Aber das sehr feine Café Fitz am Timmendorfer Strand ist zu empfehlen, die haben die neueste GALA und den SPIEGEL da, und das Personal guckt schön geschockt, wenn ein wild aussehender, Sand und Meerwasser verlierender Surfer sein Surfbrett auf der Aussenterrasse abstellt und sich mit Riesen-Rucksack durch die Stühle windet, um das Surferbunny abzuholen. Das war aber auch schon das wild-romantischste.)
- In Neopren-Anzüge steigt man sehr umständlich, also vermeidet man unnötiges Umziehen. Man geht auch nicht einfach so aus dem Wasser, wenn "die Wellen gut" sind. Auch nicht, wenn natürliche Bedürfnisse drängen. Das stört RICHTIGE Surfer nicht. Also, was tun? ... ... ... Ja, genau! Das machen die wirklich! Im Surfer-Jargon heißt das "Standheizung". Als ich das erfuhr, war ich wirklich lange Zeit de-erotisiert.
Also bitte. Klettern ist besser.
sakra - 10. Mai, 11:12
Generell gehöre ich zu den stolen Nicht-Fernseher-Besitzern, da ich der Meinung bin, dass das TV nicht so viel hergibt, dass man sein Zimmer damit vollstellen sollte. Trotzdem lasse ich mich gerne ab und zu berieseln, und einige Sendungen sind ja anerkannt sehenswert - Dr. House, Tatort oder ab und zu Dittsche, wenn ich gezwungen werde. Allerdings bewege ich mich auch gerne mal im kulturellen Grenzbereich. Manchmal etwas ZU gerne, was auch ein Grund ist, wesewegen ich keinen Apparat besitze und mich erfolgreich gegen "Kauf dir doch einfach so einen USB-TV-Stick"-Vorschläge wehre. Das ist wie mit einem trockenen Alkoholiker, der lieber gar nicht erst in eine Kneipe geht. Den Vergleich kann man noch weiter spinnen: folgende Sendungen gucken geht nur in Gesellschaft. Wenn man sie sich alleine anschaut, ist es wie alleine trinken - man verliert alles Maß.
Germanys Next Topmodel
Gucke ich natürlich nur aus beruflichen Gründen, ist ja schon wichtig für die Geschlechterpolitik. Und NUR mit ironischer Distanz! Und weil ich mich gerne fremdschäme, und da gibts es genug Futter für mich. Ich glaube, Alisar gewinnt, auch wenn ich sie manchmal hauen, hauen, hauen möchte. Solche Leute machen mich ungeduldig, diese super-Schüchternen. Aber auf Fotos sieht sie unfassbar gut aus. Äh - leiht mir jemand einen Beamer für nächsten Donnerstag?
Triple XXX - Teil 2
Ich habe mich nachmittags überreden lassen, aber nur mit dem Hinweis auf Vin Diesel, den Hauptdarsteller. Im Laufe des Tages wuchs geradezu Vorfreude in mir - Vin Diesel! Keine Ahnung, worum es in dem Film ging, aber so ein bißchen Muskelpakete im Muskelshirt sind für Sonntagsabend ganz okay. Schwere Überlegungen wurden angestellt, ob man sich noch Knabberkram besorge, dies wurde aber aus Rücksucht auf Gesundheit und so verworfen. Nein, mit Faulheit hatte das nichts zu tun! Wolldecke, Couch, konnte losgehen. Der Vorspann lief - weit und breit wurde Vin Diesel nicht erwähnt. Er erschien auch nicht im Film. Dafür Ice Cube. Was war da los? Erste leichte Quengeleien von der Autorin, bis der Mitschauer sich erbarmte und recherchierte. Der Schock folgte auf dem Fuße: Vin Diesel SPIELTE NICHT MIT. Tja. Notgedrungen schauten wir weiter, bis endlich The Mentalist anfing - mitgehangen, mitgefangen. Triple XXX. Ich hätte es wissen müssen. Ice Cube. Pah. Äh - leiht mir jemand einen Beamer für Teil 1, den ich mir demnächst anschaue?
Ich will einen Beamer. Da kommt "Richter Alexander Holt" bestimmt auch noch viel besser rüber.
sakra - 7. Mai, 14:38
Bitte: bestelle sich jeder eine Ökokiste! Das verfluchte Ding bringt alle Küchennutzer in furchtbare Bredouillen, aber es ist eine Herausforderung, die das Leben zumindest reizvoller macht. (*Kleiner Nachtrag wegen Nachfragen: eine Ökokiste ist ein Abo-Service, den einige Biobauern in vielen Regionen anbieten. Als Haushalt bekommt man wöchentlich eine Kiste voller Gemüse und Obst geliefert, die der Bauer selbst zusammenstellt, also je nachdem, was gerade Saison hat. Auf die Zusammenstellung hat man daher nur wenig Einfluss - das führ im Winter zu einer eklatanten Auseinandersetzung mit Kohl-Varianten, der Sommer bringt da deutlich mehr Vielfalt ins Haus.)
Bei Liefertermin Donnerstag und vier arbeitenden, also zu Hause nicht allzu viel Essbares konsumierenden Haushaltangehörigen muss man sich spätestens Sonntag Abends entscheiden, ob man schnell etwas sehr Gesundes kocht oder ein paar Tage später schleimige Rückstände und komische Gerüche im Kühlschrank vorfinden möchte. Letzten Sonntag gabs daher zum Beispiel Suppe mit Salat. Die Zutaten werden dann auch ab und an etwas wild: der Salat war mit Spinat, was mir persönlich neu war, aber laut diversen Rezeptseiten im Internet eigentlich recht gängig zu sein scheint. Wieder was gelernt.
Im Winter sind die Probleme auch größer: so viel Kohl kann man einfach nicht schaffen. Außerdem fragt man sich unwillkürlich, welches von den braunen runden schweren Dingern in der Kiste nun das Mairübchen und welches die Roten Bete und welches die Pastinake ist. Spannend. Sonntags war daher immer Kohlsuppentag. Geht auch nicht anders - nach Kohlsuppe ist man nicht mehr gesellschaftsfähig, und Sonntags Abends hat man ja meist nichts mehr vor.
Rote Bete sind übrigens frisch ganz großartig für Suppen mit Meerrettich. Hach. Und Pastinaken in Kartoffel-Sahne-Pfannen wunder-,wunderlecker. Mangold wiederum ist in einem Omelett genau richtig aufgehoben.
Ich hab Hunger.
sakra - 5. Mai, 09:43
Nach dem etwas strapaziösen, sprich feucht-fröhlichen Mai-Getanze in der alten Stadt kehrte ich schwer beladen in die neue Stadt zurück, die am Abend zuvor Schauplatz diverser Krawalle war. Dementsprechend fühlte ich mich auch zwischen krawallig und neugierig, als ich in die S-Bahn stieg, wo die Stimmung der vergleichsweise exotischen Mitreisenden immer besser wurde, je näher man dem Autonomen-Treffpunkt kam. Auich ich war bald umzingelt von interessanten Mitmenschen - mir gegenüber ein Mann, der schwer nach Zuhälter aussah, wenn man mal Klischees bemühen möchte, und sofort begann, mich in eine vertrauliche Unterhaltung ("Schöne Frau... bla... ich organisiere Poetry Slams... blub... du machst mich ganz nervös..." etc pp) zu verwickeln. Da er zumindest unterhaltsam war, ließ ich mich ganz unnorddeutsch darauf ein und fühlte mich sehr verwegen. Neben ihm ein Mann, der eher obdachlos wirkte und während der Unterhaltung ständig einschlief, wobei er immer wieder sachte vom Sitz glitt. Auf der 4erBank neben uns ein Haufen Punks.
Als ich aussteigen wollte, rief mein Gesprächspartner: "Ah, steigen wir hier aus?" Ich zuckte wohl doch unwillkürlich ein bisschen, denn er grinste dann und meinte: "Nee, war nur ein Scherz, ich muss hier eh raus. Ich bin jetzt nicht so ein Stalker oder so." Die Punk-Lady von nebenan drehte sich zu mir um, präsentierte vier Lippenpiercings, einen grün-roten Iro, zerissene Klamotten, schweres Make-Up mit blutigen Spuren am Mundwinkel und ihren riesigen Wolfshund, guckte skeptisch und meinte: "Da würde ich mich jetzt nicht drauf verlassen. Ich find den echt gruselig." und alle stiegen aus, auf seltene Art und Weise einig.
Alles neu macht der Mai.
sakra - 3. Mai, 09:16
Ein Jahr älter, eine Erfahrung reicher: der erste Besuch einer Sneak-Preview in der neuen Stadt. Die Erwartungen waren hoch - in der alten Stadt habe ich das immer sehr genossen. In der neuen Stadt war es etwas schwieriger.
Zunächst ist die Eintrittskarten-Politik eine sehr spezielle. Karten können nur vor Ort gekauft, nicht reserviert werden, und die Sneak scheint ein soziales Ereignis erster Güte zu sein. So bei meinem ersten Versuch, eine Stunde vor Einlassbeginn: "Ich hätte gerne drei Karten für die Sneak!" Höchst irritierte Blicke der Kasen-Dame. "Für DIESE Woche?"
"Ja, wieso? Findet diese Woche nichts statt?"
"Doch, aber für diese Woche habe ich noch genau einen Platz frei!"
Nachfragen ergaben, dass man die Karte spätestens eine Woche vorher kauft, sonst ist schon alles vergeben. Na gut... ich kaufte drei Karten für die nächste Woche und ging noch was trinken. Wenn man schon mal in der City ist, ne...
Nächste Woche. Von meinen beiden Sneak-Partnern hatten zwei abgesagt - die Leute können einfach nicht mehr langfristig planen - , ich musste mir mühevoll Ersatz beschaffen, erwischte aber noch eine reizende Begleitung und konnte die andere Karte zurückgeben. Immerhin. Rein in den Saal, der rappelvoll war, und dann eine recht lange Trailer-Show. Nichts dagegen, ich mag ja Trailer, aber die Lautstärke war enorm und die Luft war schon nach zehn Minuten zum Schneiden. Und dann die Rituale... na ja. Ist ja schon total lustig, wenn sich so gewisse Sachen einspielen, also das gesamte Publikum beim UIP-Logo "UIP" brüllt. Aber hat auch was Spackiges, so bemüht witzig und eingeschworen! Na ja, macht nichts, wenn man das erste Mal da ist, ist die Distanz noch größer, nach einigen Malen macht man bestimmt genauso begeistert mit.
Nach der Trailershow das übliche Rumgelaber vorne von den Organisatoren, dann ging auch mal endlich der Film los. "Amelia" wurde gezeigt, den muss man trotz Hillary Swank nun echt nicht gesehen haben, finde ich im Nachhinein. Was aber am Nervigsten von allen, allen, allen nervigen Sachen war: Das Publikum strömte ununterbrochen aus dem Saal, offensichtlich nicht zufrieden mit dem Film. Finde ich blöd. Damit zeigt man seine Geringschätzung dem Film gegenüber, aber auch denen gegenüber, die sitzenbleiben. "IHR könnt euch den Scheiß ja angucken, WIR haben was Besseres vor."
Neinneinnein, man muss damit leben, dass man Filme zu sehen bekommt, die einem nicht gefallen, zumindest in der Sneak. Kein Grund, respektlos zu sein, finde ich.
Ich bin ein wenig enttäuscht. Aber wenigstens scheint draußen die Sonne.
sakra - 28. Apr, 10:04