Freitag, 4. Februar 2011

The Good, the bad and the ugly

Western mit Mitbewohner am Beamer, das ist ja schon mal enorm großartig. Ich kannte den Film noch nicht, liebe aber "Spiel mir das Lied vom Tod" und war daher optimistisch. Der Anfang ließ schon viel erhoffen: eine wahnsinnig langsame Szene ohne Dialoge oder Handlung, einfach zum Aufbau der Spannung: drei Männer auf Pferden bewegen sich aufeinander zu, niemand weiß, worum es geht, nach sieben zähen Minuten eine Schießerei.

Bis zum ersten Dialog vergehen dann noch gefühlte 30 Stunden, die ich mich wohlig dösend auf dem Wohnzimmerbett einkuschelte. Sehr erholsam, so etwas. So lange Einstellungen gibt es heutzutage ja gar nicht mehr, aus Angst, der Zuschauer würde wegzappen. Ich gebe zu, dass ich bei dem Film am Laptop geschaut keine fünf Minuten ausgehalten habe, aber mit Beamer ging alles.
Ansonsten genauso, wie man sich einen Italo-Western vorstellt: Gesetzlose Männer, wild und irgendwie sympathisch, kloppen sich um Gold und schießen viel. Stricke spielen eine große Rolle, die Dialoge sind kernig-männlich, die Pferde schön und die Wüste staubig. Herrlich, wenn man in der richtigen Stimmung ist. Man muss allerdings Lust auf die zu heutigen Werken sehr betuliche Geschwindigkeit de Filmes haben.

Ach ja, und dann der Auftritt des jungen Clint Eastwood. Gnach-rrrh.
Hin. Reis. Send. Eine Mischung aus Jude Law und Hugh Jackman, nur cooler. Wie konnte das so lange an mir vorbeigehen? Ich kenne ihn nur aus der Gegenwart, und als alten Mann finde ich ihn nicht so berückend, da gibt es andere. Zum Beispiel Sean Connery, der mir 70jährig besser gefällt als mit 35. Aber Clint! Ach!

(Den Bechdel-Test erspare ich mir. Das wäre jetzt wirklich albern.)

Freitag, 4. Februar 2011

Vielsagend

Ich habe neue Stiefel. Richtig im Geschäft gekauft statt sonst wie bei ebay, und die sind der Hammer. Genau richtig für mich. Bißchen Plateau mit Profil, recht hohe Absätze, aber trotzdem bequem, schwarzes Wildleder und mit Stulpen-Anmutung.

Ich habe sie meinen Mitbewohnern vorgeführt, voneinander unabhängig.

Mitbewohner: "Hui. Diese Stiefel sind ein Statement."

Mitbewohnerin: "Also, die haben auf jeden Fall eine Aussage!"

Genaueres wollten sie nicht verraten. Ich habe nun beschlossen, diese Stiefel nicht zu Vorstellungsgesprächen anzuziehen. Wenn die Dinger so vage beredt sind, sollen sie nicht falsch verstanden werden.

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An Tagen wie diesen wünsche ich mir, dass es bald dunkel wird, damit ich das Wetter da draußen nicht mehr sehen kann.

Sonntag, 30. Januar 2011

...

Der Plan: ein Buch in der Bücherei abgeben und Kartoffeln kaufen.

Die Umsetzung:

Vor dem Betreten des Einkaufszentrums, in dem die Büchereifiliale logiert, im Taschengeschäft vorbeigeschaut. Im Einkaufszentrum hoch erhobenen Kopfes H&M widerstanden (da war ich ja schon vorgestern), aber sämtliche rucksackverkaufende Läden besucht. (Ich plane den Kauf eines Rucksacks, ein Vorhaben, das viel Recherche und Planung erfordert. Außerdem hätte ich gerne so ein schickes Unterlagenmäppchen aus Leder für Vorstellungsgespräche und berufliche Termine, um Eindruck zu schinden. Ich möchte mangels Status wenigstens Statussymbole.)
Neben dem dritten Laden dieser Art war noch ein Schuhgeschäft, kurz schaute ich rein, fand aber nichts Ansprechendes. (Flache Stiefel brauche ich nämlich auch noch, was ebenfalls viel Planung und Recherche erfordert.) Also schnell ins andere Schuhgeschäft, da sah es besser aus, aber irgendwie... auch nach zehn anprobierten Paaren nichts reales für mich dabei. Hat C und A nicht auch eine Schuhabteilung?

Nein, nein, nein. Pfui. Bücherei, das war doch das Ziel! Nach nur einem einzigen Abstecher ins Buchgeschäft (man muss ja wissen, was man sich in der Bücherei so ausleihen will) gab ich endlich mein Buch ab.

Kartoffeln! Auch hier war ich letztendlich erfolgreich. Dass Tchibo Prozente, ein Schuhladen, ein Bäcker, eine Drogerie und ein Dekogeschäft auf dem Weg noch besucht wurden, war einfach nötig, um zum Abschluss zu kommen.

Das einzige Problem, das ich habe: mehr Zeit als Geld.

Samstag, 29. Januar 2011

Erfolge

Ich feiere: heute habe ich das erste Mal das Sudoku in der SZ geschafft, ausserden *trommelwirbel* das im ZEIT-Magazin.

Nebenbei in der Bücherei ein mir unbekanntes Terry Pratchett-Werk erschlichen und eines von Christoph Marzi, das ich vor Jahren mal lesen wollte und vergessen hatte. Jetzt weiß ichs wieder.

Poll

Schwesterchen begeleitete mich in die Sneak-Preview, und es lief "Poll". Von dem Film hatte ich bisher so gar nichts gehört, aber er spielte 1914 im besetzten Estland und hatte als Hauptdarstellerin eine 14jährige. Viel mehr brauche ich ja schon mal nicht, um glücklich zu sein.

Das ganze beginnt sehr bildgewaltig mit tollen Lanschaftsaufnahmen, schöner Musik und einer Stimme aus dem Off - die Protagonistin Oda spricht 60 Jahre später von ihren Erlebnissen auf dem Gut Poll, zu dem sie mit der Leiche ihrer Mutter reist, um bei ihrem Vater unterzukommen. Der lebt dort mit Odas leicht psychotischer Tante (oder Stiefmutter? Habe ich nicht verstanden), mit der er eine Affäre hat, und deren drei Kindern. Das Gutshaus bringt noch mehr als die Erzählerin eine extrem morbide Stimmung in dem Film - auf Stelzen ins Meer gebaut, halb verfallen, symbolisch stehend für alles, was so schiefläuft in Familien. Verstärkend zum leichten Grusel kommt hinzu, dass der Vater Experimente mit Leichen macht, Missgeburten in Alkohol hortet und gerne schneidet. Die Atmosphäre ist aufgeladen, und Oda nicht recht glücklich. Dies ändert sich, als sie einen estischen Rebellen findet, der vom russischen Militär angeschossen wurde. Sie versteckt ihn und baut eine Beziehung zu ihm auf, die etwas manisch wird.

Mehr Handlung ist da eigentlich nicht. Der Film hat mir sehr gut gefallen, wenn er sich auch im letzten Viertel etwas zieht, aber das ist bei 138 Minuten auch verzeihlich. Ich hätte mir noch ein bisschen mehr Morbidität gewünscht, aber so ist es einfach ein sehr schöner, sehr stimmungsvoller und auch trauriger Film über Sehnsüchte, Vergänglichkeiten, den Tod und die Pubertät mit einer sehr tollen Hauptdarstellerin und Richy Müller. Die Nase habe ich sofort erkannt.

Mittwoch, 26. Januar 2011

Wissenslücke

Party, an der Küchentür, unfassbares Gedränge. Die Küche ist ca 2qm groß, und wirklich ausnahmslos jeder Mensch will da rein. Ich schaffe es, mit nur einigen nicht nennenswerten Kolateralschäden an dem Geschirr der Gastgeber.

Typ, an dem ich mich energisch vorbeidrängele: "Limbo, ihr Fotzen!"
Ich, konsterniert: "Wie bitte?"
Er, begeistert: "Limbo, ihr Fotzen!"
Ich: "Mhm, wollte ich auch gerade sagen."
Er: "Das ist aus "Lammbock!""
Ich: "Ach so. Hab ich nie gesehen, den Film."
Er, betroffen: "Oh. Dann kam das jetzt bestimmt nicht so gut."
Ich: hol mir Wein.

Dienstag, 25. Januar 2011

Offensichtliches

Statistik für Anfänger: In Gruppen-Fitness-Kursen stegt der Anteil der lippenstifttragenden Teilnehmerinnen mit der Tatsache, dass der Trainer männlich ist.

Und dann war es nicht mal anstrengend. Manche Tage sind so klischee.

Osterplanung

Mit der Bahn ein paar Tage wegzufahren, hat ein bisschen etwas von ebay oder in der öffentlichen Bücherei nach einem bestimmten Buch fahnden. Man wird ganz aufgeregt ob dieser ganzen eingeschränkten Möglichkeiten und der Angst, dass einem gleich was weggeschnappt wird.

Ich bezweifele mal, ob das bei einem Dienstleistungsunternehmen so sein SOLLTE. Aber es wirkt. Ich bin ganz nervös und möchte ob meines Kreditkartenmangel sofort zum Bahnhof laufen. Im Bademantel.

Tief atmen!

Samstag, 22. Januar 2011

Kleider machen Leute

Was manchmal wirklich nervt an dieser Stadt: man fühlt sich in den Szenevierteln extrem oft falsch gekleidet. Ein lieber Besuch fasste es beim Frühstücken in einer Szene-Bar im Szene-Stadtteil so zusammen: "Die Leute hier wissen ein bisschen zu gut, was man gerade so tragen muss." Na gut, der kam auch aus Hannover und hatte einen Kater, aber im Kern hat er recht.
Ich fühle mich bei einem Ausflug in ein solches Lokal, als wäre ich bei einem Fotoshooting für die intro oder versehntlich ins Bild gelaufeb . Wie machen diese Leute das? Machen die sich viele Gedanken darüber oder kommt das bei denen automatisch? Treiben die sich ausschließlich in Vintage-Läden herum, oder sehen an denen die H&M-Klamotten einfach vintagiger aus? Klar sehen sich dadurch auch alle ziemlich ähnlich, und es ist ein Leichtes für alle Modemuffel, aus der Masse hervorzustechen. Da reicht es, sich eine kurze (!) Strickjacke anzuziehen und dazu eine gerade (!) geschnittene Jeans. Da hat man sich sofort als Alt geoutet.

Nur beim Sport, da sehen alle gleich aus.

Mann, ist das hier manchmal anstrengend.

Black Swan

Der Film wird seit Wochen dermaßen gehypt, dass ich mich dem nicht entziehen konnte und jubelnd Karten für die Preview erstand.

Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die Story in schrecklich kurz: Ballerina will Haupt- und Doppelrolle in Schwanensee und bekommt diese auch, der Choreograph findet sie aber zu lieb für den schwarzen Schwan, der das animalisch-böse-sinnliche darstellen soll. Er quält sie schrecklich deswegen und sie treibt sich langsam durch den enormen Druck in dunkle Phantasien hinein.

Es stimmte, was in einigen Kritiken bemängelt wurde - die Symbolik war extrem offensichtlich. Natalie Portman immer in weiß gekleidet, ihre KontrahentInnen in schwarz... rosa Plüschtiere in ihrem Zimmer, um die ohnehin definitive Dominanz ihrer Mutter zu verdeutlichen... aber es hat mich nicht gestört. Vor allem die schwarz/weiß-Farbgebung war (natürlich sehr deutlich) auf die Story des schwarzen und weißen Schwanes in "Schwanensee" gemünzt und daher stimmig, wenn auch nicht besonders subtil.

Natalie Portman selber spielt gut, man hat ihr die Rolle komplett abgenonmmen. Man merkt im Laufe des Filmes immer mehr, wie schlecht es ihr eigentlich geht. Allerdings stellt sie das inflationär oft dar, indem sie leidend die Augenbrauen zusammenzieht - ich hätte mir etwas mehr Variation in der Mimik gewünscht. Das hat die Dame schon in Star Wars immer gemacht. Wenn sie sich jemals Botox spritzen lassen sollte, hat sie ein echtes Problem. Sie hat offensichtlich viele der Tanzszenen selber getanzt, und selbst das sehr glaubwürdig, unterstützt durch den Mager-Effekt, den sie anscheinend durch krasse Diäten vor dem Dreh erreicht hat.

Der Horror im Film ist unterschwellig genug, um nicht platt zu sein und gruselig genug, um alle auch in der Spätvorstellung wachzuhalten. Es wird sehr viel gepult, was mich persönlich enorm wachgehalten hat und mich ein wenig kreischen ließ. Ich ertrage das nicht, lasse es mir aber für Unterhaltung gefallen. Huh.
Persönlich hat mir noch gefallen, dass sich im Film niemand verliebt hat. Das finde ich immer sehr erholsam.

Auch der Bechdel-Test gilt als bestanden. Wir erinnern uns, es müssen folgende Bedingungen erfüllt sein: 1. Es spielen mehr als zwei Frauen mit, die 2. miteinander sprechen und zwar 3. über etwas anderes als Männer.
Die Besetzung ist absolut weiblich dominiert, außer Vincent Casell erinnere ich mich nur an Staffage-Tanz-Männer. (Übrigens: Vincent Casell! Geht immer!) Die Frauen haben ständig miteinander geredet, zumeist über Balletttanzen.

Mein Fazit: glaubt dem Hype ruhig. Zumindest ist es gute Unterhaltung.

Montag, 17. Januar 2011

Kurvendiskussion

In letzter Zeit schaute ich vermehrt Mad Men, das ja als "Rückkehr zu den weiblichen Rundungen" bejubelt wird, und hatte zuletzt Gelegenheit, einen drolligen 50er-Jahre-Film zu schauen, in dem Marylin Monroe im Bikini auftritt. Diese Akkumulation eines vergangenen Frauenbildes bildete eine schöne Gelegenheit zum historischen Vergleich.

Heute sollte es schlank-sportlich sein, mit Kurven an den Brüsten. Letzteres kann man für die 50er auch stehen lassen, allerdings war Sportlichkeit kein Faktor und deshalb die Brüste echt. Abgesehen von den Tüten-BHs, ich gebe es zu. Aber es ist nun mal so, dass ein BMI von 19 nicht mehr allzuviel Fett übrig lässt, dass sich an den Brüsten absetzen könnte.
Brüste hat ganz eindeutig auch Ms Handricks, eine der Hauptdarstellerinnen von Mad Men und Protagonistin des "Kurven"-Jubels. Was Ms Hendricks garantiert auch hat: Spandex-Figurform-Unterwäsche. Die hatte Marylin sicherlich auch, denn eines lässt sich sagen: eine kurvige Silhouette war vor allem vor 50 Jahren en vogue und ist es auch heute noch ab und zu. Was aber noch nie ging, ist eine wellige Silhouette mit deutlich zu sehenden Ringen an Hüfte, Taille, Oberschenkel. Das führte dazu, dass Marylin in den Bikini-Szenen den Bauch dermaßen einzog, dass man schon vom Hingucken blau im Gesicht wird.

Die Diskussion um den neuen Trend zur Kurve ist daher verlogen und war es schon immer. Selbst wenn Frauen mehr wiegen "dürfen" als aktuell, sind sie immer noch einem Idealbild unterworfen, das sich ohne Hilfsmittel nicht erreichen lässt, und das war einfach schon immer so - angefangen bei den Korsetts im Mittelalter. Da helfen die aktuellen kurvigen Frauen auch nicht weiter, die müssen nur stärker retuschiert werden, so dass alle kurvigen Frauen Anfälle kriegen: Ich wiege genauso viel wie Beyonce, aber die sieht viel besser aus und singt viel schöner!

(Als Ausnahme lasse ich Beth Ditto gelten. Die ist aber wiederum so dick, dass ihre Figur eher als Kuriosität denn als Trend gelten darf. )

Schönheitsbilder sind hierarchisch, waren es immer und werden es immer sein. Sie erzeugen Druck. Den einzigen Gegentrend, den ich erkenne: Männer leiden darunter auch immer mehr. Überzogene Erwartungen werden vom Bankkonto auf das Sixpack transferiert.

Mein Lesestoff


George R. R. Martin
Game of Thrones 4-Copy Boxed Set


Fred Vargas
Die Nacht des Zorns

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