Freitag, 3. Juni 2011

Tücken der Feiertage

Ich habe an meinem neuen Wohnort einen perfekten Platz zum Sonnen gefunden. An einem Kanal, wunderschön gelegen, viel Grün, und die nahe gelegene Schnellstraße rauscht nur ein bisschen, die kann man gut ausblenden. Es ist fast menschenleer, da der Deich nur ein paar Meter entfernt ist und alle Sonnenwütigen sich auf demselben platzieren. Mein Territorium liegt etwas abseits, lediglich ab und zu kommt jemand mit Hund vorbei.

Gestern war bekannterweise "Herrentag" (ich übernehme Impis Passus, danke schön!). Das Wetter war herrlich, ich stronzte an den Kanal, Buch und Äpfel dabei, Bikini zurechtgerückt, Decke ausgebreitet, los gings mit Sonnen. Herrlich, diese Ruhe, diese Wärme, diese Idylle! Fünf ganze Minute hatte ich. Dann lernte ich einiges.

1. In der Nähe ist ein Bootsverleih.
2. Am Herrentag leihen sich enorm viele betrunkene Männer ein Boot aus und fahren den Kanal entlang.
3. Diese Männer sind extrem erfreut, wenn am Kanalrand eine Frau im Bikini liegt.
4. Der Freude wird sehr lautstark Ausdruck gegeben.
5. Keine 5 Paddelminuten von meinem Sonnenplatz entfernt ist eine Schleuse, so dass alle Boote wieder umkehren, die Männer nochmal vorbeikommen und sich noch eine Runde freuen.

Ich hielt durch. Ich lass mich nicht vertreiben. Für den 08. März im nächsten Jahr habe ich mir aber jedenfalls vorgenommen, mich zu rächen und massiv Männer zu belästigen. Da fällt mir schon noch was ein...

Montag, 30. Mai 2011

Geruch von Fleisch

So langsam wird das exzessiv mit dem Grillen.

Das soll absolut keine Beschwerde sein, im Gegenteil, ich nehme dies hoch erfreut zur Kenntnis. Das einzige Problem: was soll man tun, wenn am selben Abend eine Grillparty und eine 20er-Jahre-Party geplant sind? Im feschen Charleston-Dress und Pumps am Grill ist zwar ein Stilbruch, der sogar reizvoll sein kann (und ich weiß, dass die Grillgemeinde das sogar zu schätzen wüsste, die sind so), aber dann riecht man beim Charleston tanzen später so nach Würstchen. Und DER Stilbruch könnte daneben gehen.

Hmtja. Man wird sehen.

Donnerstag, 26. Mai 2011

Schulung

Die Englisch-Weiterbildung wird immer amüsanter. Der Unterricht, na ja... den meine ich nicht. Aber es ist faszinierend zu beobachten, wie sich in der ersten Woche noch alle zurückgehalten haben und dann damit begannen, ihre Persönlichkeiten zu zeigen! Mich eingeschlossen, ich bin gerade richtig in Fahrt. Das passiert mir immer, wenn ich mich irgendwo eingewöhnt habe, dann teste ich die Grenzen aus und werde sehr - äh, witzig. Aber ich bin nicht die Einzige. Zur Zeit ist es fast ein wenig unhygienisch, so viel Persönlichkeit, die in diesem stickigen Klassenzimmer dauernd aufeinanderprallt.

Die Probandinnen sind akademisch und könnten aus einem SPIEGEL-Artikel stammen, fast alle seit etwa 4 Monaten arbeitslos.

Zwei Mode-Marketingfrauen um die 40, beide eine 60-Stunden-Woche-gewöhnt, ledig und kinderlos, optisch sehr jung geblieben, chic und witzig.

Eine französische Vertrieblerin Anfang 30, klein, zierlich, schick, mit Ehefrau zu Hause.

Eine 48jährige Koreanerin, die wie 20 aussieht und Artikel für koreanische Frauenzeitschriften schreibt.

Ein italienischer Germanist (!), der gerade seine Master-Arbeit abgegeben hat und sich über Unpünktlichkeit beschwert, während er italienische Rezepte aus der Kantine erläutert ("Ossubuco! Isse Knochen mit Loch!" Ungläubige Blicke. "Für 5,90€?" - "Ja! Knochen von hier, von dem Rücken, und dann mit Loch." Die getippte Ochsenschwanzscheibe war es dann nicht.)

Ein Doktorand der Geschichte, langhaarig, metalhörend, wohlgeformte Brüste (sorry, aber die waren heute unübersehbar. Ab einem gewissen Gewicht sollten Männer keine leichten, anschmiegsamen Shirts mehr tragen).

Zwei Juristen - einer frisch von der Uni, arbeitsverweigernd und der größte Laberkopf in der Geschichte des Kurses. Der andere Ende 30, verheiratet und Kinder, mit Vorstellungsgesprächen bei SHELL und SPIEGEL. Natürlich.

Ein Wirtschaftswissenschaftler, ein ganz Braver, mit stets tadellosen Hemden.

Mehr fallen mir gerade nicht ein, aber es macht schon Spaß mit ihnen. Am schwierigsten ist es für die Nichtdeutschen, die vom Deutschen in die Muttersprache und dann erst ins Englische übersetzen müssen. Heute waren zwei Situationen sehr schön:

Virginie: "I gucked a movie!"
Frohsinn breitete sich aus bei der Vorstellung, wie Virginie sehr gründlich den Film auf dem Herd zubereitet.

Arbeitsverweigernder Jurist, versucht einen Satz zu bilden und fragt den Lehrer: "Was heißt `egal'?" Lehrer (etwas taub, was wirklich oft zu Verwirrung führt): "Regal? Shelf!" Erstes vorfreudiges Glucksen im Kurs, der im Gegensatz zum Fragenden die Verwechslung bemerkt hat, während der Jurist brav ausführt: "Is it shelf if we use a pencil or a pen?" Ein Aufruhr! Ich schwöre, eine zehnte Klasse ist ein harmloser Hühnerhaufen dagegen.

Ich denke, die Hysterie wird sich bald wieder etwas legen, aber so lange genieße ich das mal.

Montag, 23. Mai 2011

Hohoho

Ich habe Schwesterchen zum Geburtstag ein Abo für eine Klatschzeitschrif geschenkt, und nun bekomme ich immer die gelesenen Exemplare. Das Ding ist der Hammer! Wie ein Bilderbuch für Erwachsene, seeehr viele Fotos von Stars und Sternchen und enorm wenig Text. Der hat es dann allerdings in sich - immerhin muss er das Abdrucken der Bilder rechtfertigen.

Eine kurze beispielhafte Analyse:

Es wird über Rihanna berichtet und darüber, wie sehr sie unter ihrem Single-Dasein leidet. Sie sagt zwar, dass sie keine Probleme damit hat, aber das STIMMT nicht. Der Beweis: ein Foto von ihr, wie sie ein Basketballspiel ansieht und nicht lächelt. Na bitte! Klarer gehts doch gar nicht! Erhärtet wird der Fakt von einem Foto, auf dem sie Schuhe kauft und nicht lächelt. Der Bilduntertitler weiß zu berichten, dass sie sich so sehr wünscht, dass ein Mann ihr wieder Schuhtipps gibt. Für mich beweist das nur: Der Bilduntertitler ist ein Mann. Jede Frau weiß, dass Männer beim Schuhkauf nur stören, weil sie einfach keine Geduld und keine Ausdauer haben, geschweige denn Geschmack. Und der Bilduntertitler hält es einfach nicht aus, dass eine Frau auch mal ohne einen Mann glücklich sein kann, das ist ihm zu suspekt. Ach.

Ein weiteres Highlight: Die Krise zwischen Leonardo DiCaprio, liebevoll Leo genannt, und Bar Rafaeli, ihres Zeichens israelisches Unterwäschemodel. Eine schöne Gelegenheit, sie spärlich bekleidet abzudrucken! Die Krise zwischen den beiden wird durch etliche Bilder dokumentiert, auf denen beide nicht lächeln oder gar, das ist der Super-GAU, alleine zu sehen sind. Liebesurlaube haben auch nicht geholfen: das wird durch etliche Urlaubsfotos belegt. Ist doch klar: wer so oft zusammen in Urlaub ist, der muss eine Krise haben!

Samstag, 21. Mai 2011

Die Mitmenschen

Die Swing-Party gestern Abend war sehr lau. Höhepunkt des Ganzen war die Zeit, die ich alleine wartend auf der Terrasse der Bar verbracht habe und den anderen Leuten bei ihren Gesprächen zuhören konnte. Es ging ohne Übertreibung ausschließlich um Sex. Aber was will man erwarten, ist ja auch eine Szenebar! Und es war so süß, wie die jungen männlichen Studenten sich mit ihren Knutschereien brüsteten und die weiblichen lässig ihre One-Night-Stands aufzählten.

Anderen Leuten zuhören ist zur Zeit eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Oft ist das unterhaltsamer als das Maigret-Buch, das ich aktuell in der Bahn dabei habe. Es geht wirklich erstaunlich oft um Sex, oft aber auch um Schule oder Arbeit. Teenager sind die dankbarsten Akteure. Eine schöne Situation erlebte ich mit, als vier etwa 16jährige vormittags mit der S-BAhn durch die Gegend fuhren, alle so dunkel getönt, dass man exzessiven Sonnenbankeinsatz oder einen Migrationshintergrund vermutete und kurz, bevor die die Reflektion einsetzt, dachte: Ach, diese Schulschwänzer!

Jaja, weit gefehlt. Die Unterhaltung zwischen den jungen zukünftigen Leistungsträgern drehte sich um das Projekt, für das sie gerade auf dem Weg zum Tierheim waren, und wie sie ihre Schulnoten verbessern könen, damit sie noch in die gymnasiale Oberstufe kämen. Neidische Seufzer begleiteten die Berichte über Hamid, der einfach total krass gut in der Schule is, Alder.

Pärchen-Talk dagegen ist unfassbar langweilig, ältere Arbeitnehmer/innen ebenso.

Mein Ehrgeiz ist es ab jetzt, in der Bahn nur noch Gespräche zu führen, die die Mitreisenden mitreißen. Auf gehts!

Freitag, 20. Mai 2011

Aus dem Leben einer Strohwitwe

Das lässt sich doch alles ganz nett an mit der warmen Jahreszeit.

Heute bin ich schon very busy, um das in Business-Englisch zu verkünden, mit der morgigen Grillplanung und einer Swing-Party, man höre! Mit der guten Frau S., es verspricht also eine Gaudi zu werden. Mal sehen, was die Klamottenkiste so hergibt, aber die Schuhe stehen schon mal fest. Red. Hot. High.

Für morgen geplant: vormittags sonnen, nachmittags grillen. Am Sonntag Sport und Tatort, aber wann, wo, mit wem - who cares! Das hat schon was, das freie Leben.

Die erste Woche Strohwitwe ist immer ganz wunderbar. Die übrigen fünf - mal sehen. Irgendwann setzt die chronische Unterküsstheit und das Kuscheldefizit ein, dann wird es hart.

Na ja, heut abend noch nicht. It don't mean a thing, if it ain't got that swing...

Mittwoch, 18. Mai 2011

Der Aschenputtel-Effekt

Ganz raffiniert: Rote Kletterschuhe tragen, die abfärben wie Hölle. Die Füße haben danach die Optik von rohem Fleisch. Als Zuschauerin war das zunächst irritierend für mich, doch dann hatte ich einen Lichtblick.

Die kauf ich mir als Nächstes. Ich will auch so aussehen, als würde ich derbe hart und bis zur äußersten Grenze klettern, mich nicht um das aus den Schuhen tropfende Blut kümmernd höchste Höhen erreichen und dabei noch völlig gelassen aus der Wäsche schauen.

Doch, das gefällt mir.

Sonntag, 15. Mai 2011

Lektüre

Der letzte Bücherei-Gang war erfolgreich, alleine - ich habe keine Zeit zum Lesen. Verflixte Maßnahme. Um meinen Willen zu demonstrieren, hier trotzdem mal eine kleine Zusammenfassung der aufgeschlagenen Bücher, die in meinem Zimmer herumfliegen.

"Gai Jin", James Clavell. Ich lese das zum ungefähr hundertsten Mal und finde es immer noch superb. 1200 Seiten mit der Geschichte des Handelshauses Struan, Schotten in Japan im 18. Jahrhundert. Die Kolonialgeschichte wird mit der Beschreibung der damaligen japanischen Kultur gespickt, die Protagonisten sind auf beiden Seiten sehr reichlich vorhanden und verkloppen sich sich ständig ausführlich. Das ist auch die große Schwäche des Buches: die Hauptperson fehlt. Aber ansonsten genau so, wie ich mir ein "reiches Gemälde der damaligen Situation" vorstelle.

"Die Inseln des letzten Lichts", Rolf Lappert. Habe ich vielleicht 50 Seiten durch und bis jetzt ist nichts passiert außer ein bisschen Rumhängen der beiden Hauptpersonen, die laut Klappentext Geschwister sind. Ich glaube, das wird nichts mit uns, mt mir und dem Buch.

"1q84", Haruki Mirakami. Nach monatelangen Tanz durch die Bücherei ergattert und nach 50 Seiten ziemlich gefällig. Gruselige Atmosphäre, alles etwas surreal, auch wenn bisher noch nichts außer einer Taxifahrt der Protagonistin, die im Stau endet, passiert ist und nichts Konkretes geschieht. Aber alles scheint ein bisschen ver-rückt im usprünglichen Sinne des Wortes, also nicht am richtigen Platz zu sein. Die Sprache finde ich etwas merkwürdig und erinnert mich daran, warum ich so schwer Zugang zu asiatischen Büchern finde. Hier allerdings passt es ganz gut, eben wegen der erwähnten Ver-rückt-heit.

Weniger Sport. Mehr Lesen.

Plöt

Diese Stadt. In dieser Stadt brauche ich für die Rückfahrt von meiner Schwester zu mir eine geschlagene Stunde. Und in dieser Stadt liegt die Schule, in der meine "Maßnahme" stattfindet, direkt an der S-Bahn-Einfuhrschneise, so dass man die Fenster nur zur Stillarbeit öffnen kann, die dann nur noch so mittelstill ist. Gestern hätten wir hitzefrei bekommen müssen durch den Hitzestau, der dadurch entstand.

Die neue Kultur des Jammerns wird fortgesetzt... gar nicht so schlecht. Ich mache das jetzt auch schon bei wildfremden Menschen, geht gut. Samstag bin ich auf eine Party eingeladen, auf der ich außer dem Gastgeber niemanden kenne, und überlege ernsthaft, dort aufzuschlagen. Alleine. Um mal ungestört jammern zu können, ohne lästige Bekannte, die dann iriitiert gucken und hinterher nie mehr anrufen. Mal sehen.

Aktueller Anlass: viele. Die altbekannten zur Job- und Wohnungssituation lass ich mal weg, da hat sich nichts geändert.

Neu: Mein Lieblings-Elektrotechniker hat das Land verlassen, die Sonne ist fort, es ist kalt, meine zyklische Indisponiertheit hat eingesetzt, ich habe Kopfschmerzen und keine Badewanne. Mein Zimmer ist unfassbar unaufgeräumt, der Kühlschrank nur rudimentär gefüllt. Habe ich Lust auf Krautsalat und Poree?

Deshalb fällt heute das geplante Sportprogramm aus. Ich werde den Nachmittag nch Schulschluss im Bett verbringen, eine Bewerbung nach Berlin schreiben, DVD gucken und Bonbons essen. Nach dem Aufräumen.

Mein Lesestoff


George R. R. Martin
Game of Thrones 4-Copy Boxed Set


Fred Vargas
Die Nacht des Zorns

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