Gestern war bekanntermaßen der Beginn der Frauen-Fussball-WM. Und ich stimme Impi zu: Der Terminus alleine lässt zucken. Ich habe noch keinen anderen Sport bemerkt, der das FRAUEN im Titel trägt. Das mag auch daran liegen, dass in den meisten Sportarten die Meisterschaften für beide Geschlechter gleichzeitig ausgetragen werden - da werden dann immerhin die Wettbewerbe geschlechtermäßig getrennt (100-Meter-Lauf der Frauen, Viertelfinale der Damen). Könnte man im Fussball ebenso machen, aber ich habe die Befürchtung, dass der Damenwettbewerb dann sehr marginal behandelt werden würde. Nichtsdestotrotz schwurbelten die Kommentatoren fröhlich vor sich hin. Alle WISSEN, dass es Frauen sind, die auf dem Platz stehen, man muss es wirklich nicht jedesmal dazu sagen - die geeigneten Ausdrücke müssen noch gefunden werden. Aber ich denke, das wird sich einpendeln.
Ich war angetan, wie voll es in der Fussballkneipe (bzw. davor, bei traumhaften Sonnenschein und Bratwurst und Bier) tatsächlich war. Nicht megavoll, eher angenehm, aber bis zum letzten Platz besetzt und einige Stehgäste trieben sich ebenfalls herum. Die Stimmung war ziemlich gut, was nicht zuletzt am Ergebnis lag und daran, dass die Deutschen (Deutschinnen?) einfach besser waren. Einige Anwesende waren sogar ausgewiesene Experten! Doch, Frauenfussball wird salonfähig, ganz sicher, und das Spiel war auch schön anzusehen.
Nur die Schiedsrichterinnen habe ich nicht verstanden. Die haben erstmal gar nichts gepfiffen, und zwar so was von gar nicht - und dann den Deutschen zwei gelbe Karten für weniger rustikale Aktionen gegeben. Nun! Wir beobachten das weiter.
sakra - 27. Jun, 15:10
Der letzte Tag des Englischkurses ist morgen, dann kommt der Test, dann wird das Wetter besser. Perfekt.
Die Stimmung im Kurz schwankt zwischen ausgelassen, hysterisch und liebevoll. Eine Gemütslage, die ich das letzte Mal vor etwa 12 Jahre in einer Menschenmenge beobachtet habe, und das war die Abizeugnisvergabe. Heute spielten sich folgende Szenen zuhauf ab.
Wir bekamen Übungsaufgaben. Während der Lösung derselben wurde das anstehende Public Viewing des Eröffnungsspiel der Frauen-WM lautstark erörtert ("Mit meiner Maßnahme!" quiekt die PR-Frau. "Wenn mich jemand sieht!" - "Ach, du bist doch eh nicht mehr in die Gesellschaft integrierbar", röhrt der arbeitsscheue Jurist. "It's a shame, Karen!", der andere, ab 01.07. bei SHELL arbeitende Jurist seufzt "Ach, blöd, der Job könnt auch ein bisschen später anfangen"), die Übungsaufgaben eher in Gruppenarbeit gelöst (arbeitsscheuer Jurist murmelt: "...caring for my children", der Wirtschaftler stutzt und hakt nach: "Karen for your children?", was Karen mit freudigen Glucksern quittiert) und in der Folge zur Korrektur vorgelesen. Italiener Andrea neben mir: "I prefer working alone because I have not to work with Sarathepara!" Freude allerorten. Schockiert, aber nicht geschlagen improvisiere ich "I like taking my meal at the desk because I don't want to eat with Andrea!" Standing Ovations.
Des Öfteren kommt eine Antenne als Waffe zum Einsatz, die ich in der Pausenlounge gefunden habe (Karen: "Hast du die draußen von einem Auto abgebrochen?"), der arbeitsscheue Jurist bewirft den Wirtschaftler mit Papierkugeln, bis er fast verprügelt wird, und alle haben tüchtig Spaß. Der Lehrer verlässt auffällig oft den Raum.
Das war lustig, Leute. Welche Maßnahme mache ich als Nächste?
sakra - 22. Jun, 20:39
Merke: beim Joggen im Moment einer Dixi-Klo-Passierung im entscheidenden Augenblick durch den Mund ausatmen.
NICHT durch die Nase einatmen.
sakra - 20. Jun, 19:09
Ich wollte "Joschka und Herr Fischer" sehen, Impi auch, so geschah es. Erste Irritation an der Kinokasse: "x euro, der hat Überlänge." Ich: "Überlänge? Wie lang ist der denn?" Kasse: "140 Minuten." Ich spontan: "Das ist ja furchtbar!"
140 Minute für eine Doku, na herzlichen Dank. Ich bin in Zeiten aufgewachsen, in denen ein Film 90 Minuten dauerte, Punkt. Ich werde immer ganz nervös, wenn es länger als 100 Minuten wird, und denke bei jeder Szene: "Ach, das ist doch ein schönes Ende. Oh, doch nicht. Na ja."
Immerhin vorgewarnt nahmen wir unsere Plätze in der letzten Reihe ein und erlebten 140 Minuten Joschka-Fischer-Fankino. Der Film war wirklich gut gemacht, unterhaltsam, lehrreich, man spürte die 140 Minuten kaum. Aber er war eben auch nicht eine Sekunde lang kritisch, und das fand ich etwas schade. Gelegenheiten zum Nachfragen wurden gar nicht erst geschaffen, aber vielleicht war der Film ach nicht so gemeint.
60 Jahre jüngere Geschichte wurden am Lebenslauf Fischers abgearbeitet, vor allem von ihm selbst kommentiert. Seine Persönlichkeit und sein Charisma kamen deutlich zur Geltung, er ist ein großer Redner, enorm eloquent, charmant, gar keine Frage. Trotzdem hätte ich mir ein bisschen mehr Auseinandersetzung gewünscht.
Mein Fazit: kann man gucken, muss man nicht für ins Kino gehen.
sakra - 18. Jun, 19:03
Die gestrige Verabredung kam so deutlich zu spät, dass ich genau zwei Optionen hatte: nach Hause fahren oder mich alleine in ein Cafe setzen, Wein trinken und etwas Putziges verspeisen. Ich wählte Variante zwei, bedauerte kurz die Zeitschriften-Auswahl im gewählten Laden, die einen beklagenswerten Mangel an Boulevard-Magazinen aufwies und entschied mich für Brand eins. Für mich immer noch die GALA unter den Wirtschaftsmagazinen, aber wirklich schön und toll bei einem Wein lesbar.
So tat ich dann, und ein Gemüseeintopf kam noch dazu, und ich ergatterte sogar einen Sofa-Platz. Komplett zufrieden mit der Welt blätterte ich so herum, fühlte mich extrem Trend-Stadtteil-mäßig und komplett emanzipiert á la "Seht ihr, ICH brauche keine Freunde, um wegzugehen, ich bin schon groß und kann das alleine, ich ruhe komplett in mir selber und so" und war wirklich ein bißchen stolz, weil ich das noch nie getan habe, alleine in ein Cafe zu gehen.
Auf einmal piekte es an meiner Kopfhaut. Ich dachte, es wäre eine Strähne, die sich aus dem Ganztags-Zopf gelöst hat und sich nun drehte, und tastete dort hin. Ein kleiner harter Knubbel befand sich auf meinem Haar, und ich war irritiert: Ich hatte doch gar keine Spange drin?! Ich tastete doller, und auf einmal stach es wirklich ordentlich, ganz klar eine Attacke. Da war etwas Lebendiges! Panisch zerrte ich an dem Knubbel, zog ihn aus meinen Haaren, schaffte es aber nicht mehr, ihn zu Gesicht zu bekommen. Meine Kopfhaut tat an der Stelle den ganzen Abend weh, es war aber nichts zu sehen. Trotzdem bin ich angegruselt.
Zwei Dinge gelernt: Wenn ich mal so richtig zufrieden mit mir selber bin, werde ich gestochen. Und wenn man "Kopfhaut stich" bei einer bekannten Suchmaschine eingibt, bekommt man während des Tippens unter anderem "Kopfhaut stinkt" angeboten. Iiiih. Das ist auch gruselig. Scheint oft gesucht zu werden. Ich möchte echt gerne mal wissen, wie man darauf kommt, eine stinkende Kopfhaut zu haben. Man kann die doch selber gar nicht mit der Nase erreichen. Und wer riecht sonst an der Kopfhaut von jemanden?
Fragen über Fragen.
(Vielleicht war das so eine kleine elektrische Drohne, die mir ein Implantat eingesetzt hat. Kennt man ja aus Filmen.)
sakra - 17. Jun, 18:47
Die am besten gemeisterten Herausforderungen an Pfingsten:
- Ganz doll auf dem Rücken liegen, Kopf erhoben, Beine ausgestreckt
- Brot essen mit Hilfe der gesamten Faust, die man sich in den Mund schiebt
- extrem krass brutal Brot wollen und das mit dem ganzen Körper inklusive Ächzlauten kundtun
- Moosgummibuchstaben bekauen
- 4 Krabbelschritte am Stück
- irritiert gucken, weil alle anderen offensichtlich so gar keinen Plan haben
- Einschlafen verweigern
- schlafen
- sich gnädig kitzeln lassen
Das Leben ist schon recht aufregend, wenn man sechs Monate alt ist.
sakra - 14. Jun, 15:25
Der Englisch-Kurs beinhaltet jeden Dienstag nachmittag einen Film im englischen Original. Da wir Business-Englisch lernen, unser Lehrer in den 50ern ist und eine enorme Schwäche für Danny DeVito hat, durften wir uns bis jetzt "Das Geld anderer Leute", "Wer ist Mr. Cutty?" und noch einen 80er-Klamuak anschauen, den ich bereits komplett vergessen hatte. Nach Beschwerden aus dem Publikum über amerikanisches Popcorn-Kino hatte unser Lehrer Einsicht und zeigte uns "Kinky Boots", von den Machern von "Ganz oder gar nicht". Ich begann mit dem Anfang des Filmes Sudoku zu spielen, bis ich merkte, dass sogar aus der Meckerecke des Klassenraums (da sitzen die Juristen) Gelächter kam und gönnte dem Film Aufmerksamkeit.
Wirklich, wirklich witzig. Eine Schuhfabrik wird vom Vater an den Sohn vererbt, der widerwillig in die Provinz zurückzieht, von der er sich gerade erfolgreich gelöst hat, und sein Erbe antritt. Er merkt bald, dass die Fabrik kurz vor der Pleite steht, entdeckt aber natürlich die Tugenden der Familientradition und seine Verpflichtung dem Personal gegenüber. Das scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, ALLEN Erben eines beinahe bankrotten Familienunternehmen tun das. Erfrischend wäre mal ein Film, in dem etwas anderes passiert, aber ich schweife ab.
Durch Zufall gerät er in einen Nachtklub, in dem der Travestie gefröhnt wird und hier entdeckt er eine Marktlücke: Highheels für Männer.
Lola, der farbige Travestiestar des Clubs, entert daraufhin die Schuhfabrik, um praktische Hilfe zu leisten. Oh dear, what fun! Schon in "Ganz oder gar nicht" wurde unfassbar komisch und trotzdem mit viel Würde mit Geschlechterrollen gespielt, und hier passiert dasselbe. Was macht einen Mann aus außer seinen Schuhen und dem Cocktailkleid? Kann Fabrikarbeiter Don seinen Schock über Lola verwinden? Kann der Glamour der Travestier den Clash mit ländlichen Fabrikarbeitern überstehen? Scheinbar hängt die Dekonstruktion von Männlichkeit mit der Auflösung des Normalarbeitsverhältnisses zusammen, und tatsächlich ist hier aus rein feministischer (aber auch maskulinistischer) Sicht eine große Chance zu sehen. Wenn die Definition über die Arbeit aufhört oder sich verändert, muss etwas Neues gesucht werden.
Es ist ein schöner, komischer, rührender Film, der ganz und gar von Lola, gespielt von Chiwetel Ejiofor, getragen wird. Ohne sie/ihn wäre es eine relativ durchschnittliche britische Komödie, aber so habe ich den Film geliebt.
sakra - 9. Jun, 21:15
Ach ja, irgend wie fühlt sich alles gerade ganz gut an.
Ich habe beschlossen, dass die beklagten unangenehmen Zwischenlösungen nicht ertragen werden müssen, bis die eine ultimative Lösung irgendwann ins Haus schneit und andere Leute Entscheidungen treffen, die dann vielleicht zur Besserung der Situation beitragen. Nein, das kann und sollte ich schon selber machen. Und wenn das dann auch wieder nur zu Zwischenlösungen führt, dann ist das eben so. Hauptsache, es geht mir besser damit, und nimmt dann Schritt für Schritt die richtige Richtung an. Es muss ja nicht immer die Überholspur sein, aber so in der Parkbucht ohne WC oder Burger King ist richtig blöd. Dann wenigstens eine annehmliche Raststätte, und wenn ich die selber bauen muss.
Außerdem steht jetzt fest, wie die Fahrt nach Frankreich verläuft, der Zeitplan steht und die Finanzierung und mein Job als Frühstücks-Catering-Dame im Surf-Camp. Vom reinen Strand-Bunny zur Arbeitsbiene, der erste Aufstieg ist geschafft! Vor allem ein idealer Job, da ich nach dem Frühstück wieder dem Strand-Bunny-Dasein frönen kann. Gelungene Work-Life-Balance, sag ich nur.
Mit dieser Aussicht lässt es sich auch gut weiterhin Englisch lernen. Da hagelt es im Übrigen Erfolgserlebnisse: mein Aufsatz wurde als Bester des Kurses vorgelesen, und das schon zum zweiten Mal. Da geziemt es sich, bescheiden blickend "Well, I did my best" zu murmeln und sich zu freuen, dass die Jane-Austen-Lektüre im englischen Original sich doch irgendwie gelohnt hat.
sakra - 8. Jun, 21:15
Wer mich kennt, weiß, dass ich morgens etwas unleidlich sein kann. Morgens sollte man mich nicht ärgern - erstens fühle ich mich schnell provoziert und zweitens kann ich nicht viele Ressourcen aktivieren. Schlagt mal Salutogense nach, das ist dann alles weg. (Ja, das wird wieder so ein Meckereintrag ohne Botschaft, aber es MUSS RAUS.)
Deshalb ist es geradezu ein Drama für mich, dass meine Bäckerei, an der ich mir morgens zwei Roggenbrötchen besorge, eine neue Verkäuferin hat. Die kann es nicht. Das muss man mal so schlicht festhalten. Sie kann mir nicht zwei Roggenbrötchen verkaufen ohne extrem weitläufige Hilfe meinerseits. Heute wurdeder bisherige Höhepunkt erreicht.
Ich (mich wappnend): "Zwei Roggenbrötchen, bitte."
Verkäuferin: "Normale Brötchen."
I.: "Nein, zwei ROGGENbrötchen."
V.: "Ah, Roggenbrötchen. (wendet sich um, sucht Roggenbrötchen.)"
I.: "weiter links, nein, weiter oben, ja, genau da, ja, die."
V.: "Eins."
I.: "Nein, zwei."
Schön langsam wird alles eingepackt, meine Konzentration lässt kurz nach. Das merkt die Verkäuferin anscheinen intuitiv.
V.: "96 Cent."
I.(zücke meinen Geldbeutel, merke, dass das doch etwas teuer geworden ist seit gestern, schalte gerade noch rechtzeitig, checke das Schild gegen und seufze): "Die kosten aber nur 76 Cent zusammen."
Verkäuferin recherchiert das investigativ, gründlich, in einem großzügigen Zeitfenster mit Hilfe des Preisschildes, draußen fährt mein Bus vorbei, sie dreht sich zu mir, fragt: "Wollen Sie vielleicht drei?"
Ich starre sie an. Sie lächelt. Ich starre sie an. Ich schüttele den Kopf.
Die Kollegin kommt vorbei, kassiert 76 Cent von mir, ich liebe sie, alles ist gut.
Help! I need somebody! Help!
sakra - 6. Jun, 14:34