Montag, 19. November 2012

Zungenschlag

Mit dem Surfer auf Sylt. Surfer surft, ich laufe durch Wind und Sand und frequentiere den Zeitungslesesaal mit Strandblick, wie stets kuschelig überheizt und nehme an dem Kampf um die Süddeutsche Zeitung teil. Nach meinen Erfahrungen mit Berliner Kämpfen findet dieser hier vergleichsweise distinguiert und zurückhaltend statt, ist aber genauso nachdrücklich. Trotzdem vermisse ich es ein wenig, dass mich niemand beschimpft, ich hätte rasend gute Erwiderungen in petto. Tief im Herzen bin ich gerade Berlinerin.

Nach diesen Erlebnissen Treffen mit dem Surfer, ein bisschen Strandgeknutsche. Danach kehrt Schweigen ein, während wir beide jeweils den Nachgeschmack wirken lassen.

Ich: "Öargh, Fisch und Zwiebeln!"
Surfer: "Öargh, Kaffee!"

Sylt. Da ist für jeden was dabei.

Dienstag, 13. November 2012

Besuch tut gut

Nachdem ich jetzt insgesamt 5 Tage seelisch bekrault wurde, gehts wieder besser. Fünf Tage Besuch ist dennoch ein Ding - ich werde den heutigen Tag nach dem Schwimmen auf der Couch verbringen und kein Wort sagen. Einfach, weil ich es kann. Für morgen ist der Plan derselbe.

Das wird schön.

Memo an mich: Spekulatius besorgen.

Freitag, 9. November 2012

7 Tage

Die letzten sieben Tage waren die Tage der Hölle, so etwas kumuliert Schlimmes hatte ich wirklich noch nie so geballt - könnte mich jedenfalls nicht entsinnen. Könnte aber auch ein Beleg für meine Verdräng-Kompetenz sein. Arbeit, Familie, Beziehung - alles zu schwierig, Schlimmes passiert.

Vom Wetter und den heutigen Entscheidungen im Bundestag fange ich mal gar nicht erst an, das zieht einen nur noch mehr runter. Zum Glück wird es bald dunkel, dann braucht man sich das nicht mehr ansehen da vor dem Fenster, und zumindest das Wetter spielt dann keine Rolle mehr.

Ich möchte bewegungslos auf dem Rücken liegen, Spekulatius neben mir, und "Das Lied von Eis und Feuer" lesen, mehr nicht. Gut, dass ich jetzt eine Woche Urlaub habe.

Sonntag, 4. November 2012

Absonderlich

Wenn man in anderen Umständen ist, kommt es einem vor, als würde man ständig absondern. Seien es geheimnisvolle Sekrete - wobei ich zwar schwerst in Versuchung bin, mich über Details auszulassen, aber ich reiß mich am Riemen, nur so viel sei gesagt: der Körper hat mehr Ausgänge, als man so denkt! -, Luft oder Monologe über den Zustand, in dem man ist.

Ja, ich sondere Luft ab, stoßweise, aber nicht, was ihr jetzt denkt. Nein, passiert alles oberhalb des Bauchnabels. Zum Beispiel beim Bücken - lautmalerisch begleitet von Ächzen und Stöhnen. Vor allem Stiefel anziehen ist so ein Ding. Und dabei bin ich wirklich nur moderat rund (vielleicht ist das ja das Problem: mein Kind wächst nach innen und nimmt der Lunge jeden Raum. Ich will schwer hoffen, dass das ein besonders exquisit süßes Kind wird, das). Wie machen eigentlich Männer mit Plautze das? In meiner Größenordnung habe ich da schon einige gesehen, und die sind nicht schwanger, nur fehlernährt, die Glücklichen. Wenn ich meinen jetzigen Umfang durch etwas weniger Schokolade und Bier reduzieren könte, ich würde nicht zögern. Wie es jetzt aussieht, kompensiere ich meine zusätzlichen Anstrengungen durch vermehrtes Kuchen essen.

Ansonsten musste ich nun den Resturlaub einreichen und habe festgestelt, dass ich sage und schreibe nur noch 12 Tage im Büro bin. Hölle und Zwirn. Schnell noch ein neues Literatur-Verwaltungsprogramm runtergeladen - mit nichts lässt sich so vortrefflich Zeit verschleudern wie mit den Vorbereitungen zur Zeitersparnis, sprich dem Anlegen von Literaturdatenbanken. Fix noch die Mädels eingeladen zur Wochenendverbringung - die Hauptstadt muss noch einmal eingenommen werden, bevor ich ausziehe.

So looks it out.

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Raum und Danko Jones

Es gibt ja die Theorie, dass Männer sich mehr Raum nehmen als Frauen, auch körperlich. Schön zu beobachten ist das in Kinosesseln oder Flugzeugsitzen, wo die Armlehnen im Zweifelsfall immer von den Männern okkupiert werden. Ich habe mal versucht, da gegenzusteuern und die Armlehne, neben einem Fremden sitzend, selber zu besetzen - macht keinen Unterschied. Männer nehmen die trotzdem in Anspruch und stören sich nicht einmal daran, dass man sich dabei berührt. Pfui.

Die entzückende Frau M. mokierte sich kürzlich, dass ihr selbiges auch auf Gehwegen passiert und sie deshalb dauernd Männer anrempelt, weil sie es nicht einsieht, diejenige zu sein, die ausweicht. Da wiederum habe ich andere Erfahrungen gemacht. Tatsächlich wird auf Gehwegen unentwegt nonverbal kommuniziert, damit nicht gerempelt wird. Wer Muße hat, kann ja mal darauf achten: kommt einem jemand entgegen, schaut man diesen kurz an und dann sofort in die Richtung, in der man an der anderen Person vorbei will. Beide Parts orientieren sich daran, jeder weicht einen Hauch aus und zack! wieder alles glatt gegangen. Klappt in 95% aller Fälle, sofern das Gegenüber nicht gerade rückwärts läuft. Getestet wurde in Neukölln, das der übertriebenen Höflichkeit Frauen gegenüber generell unverdächtig ist.

Meistens läuft das unbewusst ab. Wenn Frau M. also halsstarrig geradeaus starrend, innerlich Männer beschimpfend (ist nicht wertend gemeint, mache ich auch oft) nur darauf wartend, zu rempeln, über Gehwege läuft, wird das auch passieren, weil sie ihren Teil der Kommunikation verweigert.

Was allerdings auch toll funktioniert, damit einem ausgewichen wird: Die ersten Gitarrenriffe von Danko Jones´"I like to ball" mitsingen, während man Ohrstöpsel nutzt und gerade zu gedankenverloren ist, um sich unter Kontrolle zu haben. Ein ordentlich geschmettertes "DÖdödödöDÖdödöDÖH!" wirkt Wunder: der Gehweg gehört euch.

Montag, 29. Oktober 2012

So Herbst

Herbst-Rio-Reiser (mp4, 2,615 KB)

Es passiert nicht viel im Moment, aber das ist auch okay, weil ich im Augenblick zu leichter Überforderung neige, sobald etwas passiert. Außerdem wird der Dezember ereignisreich, also schnaufe ich mal durch, verabrede mich höchstens mit absoluten Lieblingsmenschen zu Kino, kochen oder Sauna und lasse alles andere mal plätschern. Mein Exposee soll in einer Woche nochmal raus, das wird also alles ebenso ruhig angegangen. Vom Sofa. Auf dem Rücken liegend. Meine natürliche Position in den letzten Wochen und die einzige, die im Moment über Stunden so richtig gut komfortabel ist.

Zum Glück ist der Abschied von einer Stadt diesmal von so viel Vorfreude geprägt, dass für Melancholie nicht viel Platz ist. Auch wenn Hamburg nie meine Lieblingsstadt war, wird da ab nächsten Januar viel Gutes passieren, und es wartet schon auf mich. Das kommt meiner sicherheitsorientierten Natur sehr entgegen! Immerhin muss ich nicht mehr zum Elektrotechniker meines Herzens, zur Schwester und zum Vater und nicht zuletzt zu einigen Lieblings-Ex-Mitbewohnern und -nachbarn in den ICE steigen, sondern die sind dann einfach in der Stadt. Herrlich.

Nur der Umzug - das wird noch ein Akt. Aber alles wird gut. Ruhig atmen. Einmal strecken. Zum Sofa gehen. Hinlegen. Jupp.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Gleichstellung mal anders rum - Männerpolitik

Ich war auf einem Kongress für Männerpolitik. Männerpolitik findet im Ellington Hotel am Kurfürstendamm statt, mit gar prächtigem Büffet und internationalen Vertretern der Männerpolitik. Nobe, nobel - habe ich in der Frauenpolitik noch nicht erlebt. Aber gut, die Ministerin sieht eine Gelegenheit, sich zu profilieren, das sei ihr gegönnt. Ich mag sie als Rednerin im Übrigen gar nicht, neben der fachlichen Ausrichtung ist sie nicht besonders präsent und versucht das über übertrieben akzentuierte Aussprache wettzumachen.

Ich habe aber auch einiges gelernt. Das Postulat der Frauenbewegung, dass Männerpolitik seit über 2000 Jahren ausschließlich gemacht wird, stimmt so nicht, da würde ich zustimmen. Zumindest nicht für alle Männer. Wer nicht Alpha-Männchen-like der 60-Stunden-Arbeitswoche zustrebt und die Karriereleiter hoch will, wer gar sich vor Ort um seine Familie kümmern will, für den wird keine Politik gemacht. Wer sich als Mann UND Opfer der Strukturen oder sogar von Gewalt fühlt, für den wird keine Politik gemacht. Und wer sich mit Krankheiten herumschlägt, vielliecht sogar seelischen, dem werden wenig Angebote gemacht.

Alles richtig, und da muss auch was getan werden. Was mich etwas stört, ist die Aggressivität der Forderungen, die da manchmal durchscheint. Diese Probleme hat die Frauenpolitik schon seit Jahrzehnten im Fokus und versucht, dagegen anzugehen. Problematiken sind bekannt, wie etwa der Charakter der Querschnittspolitik, die Schwierigkeiten der Vernetzung, der Versuch, Diversitäten einzubeziehen (oder das Vergessen dessen), daran wurde und wird bereits gearbeitet. Die Männer waren bass erstaunt ob dieser Schwierigkeiten, jetzt, wo sie es selbst mal versuchen. Warum sich nicht vereinigen? "Zusammen sind wir noch unerträglicher", war der Vorschlag einer österreichischen Politikerin auf dem Podium. Ressourcen bündeln statt sie zu spalten scheint mir sehr sinnvoll. Hier in Deutschland etwa werden die finanziellen Mittel für Männer-Interessen von den Mitteln für Frauenpolitik abgeknapst. Es ist klar, dass es da zu Verteilungskämpfen kommt und die sachliche Ebene Gefahr läuft, unterzugehen. Der Gender-Mainstreaming-Ansatz war schon sinnvoll, ist aber aus irgendeinem Grund nicht mehr en vogue.

Was mir außerdem fehlt, ist die Relevanz, die nackten Zahlen. Sicher haben Väter es schwer, wenn nach einer Trennung die Mutter den Kontakt zu den Vätern verhindert. Doch auch Frauen haben es schwer, wenn nach einer Trennung der Vater einfach verschwindet und keinen Unterhalt (wohlgemerkt an die Kinder) zahlt. Wie sind hier die Zahlen? Aus dem Bauch heraus würde ich behaupten, dass die bösen Männer hier mehr sind als die bösen Frauen, kann es aber nicht verifizieren. Erschütternde Erlebnisberichte aus der MannDat-Ecke, also von den Maskulinisten, sprechen eine eigene Sprache, aber eine Studie würde mich mehr interessieren. So weit ist die Männerforschung noch nicht, da gibt es noch einiges zu tun.

Was mich noch wundert: Männerpolitik als DAS neue Ding. Das stimmt so nicht, auch die 68er brachten bereits eine Männerbewegung in Gange. Dies hat sich aber nicht durchgesetzt, während die Frauenbewegung an Fahrt aufnahm und bis heute anhält. Die Gründe sind mir nicht bekannt, aber ich finde, das darf man nicht vergessen: da war doch schon mal was.


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Körperliche Erkenntnis des Tages: ich kann in meinen Bauchnabel reingucken. Das ist neu. Mal sehen, wann er anfängt, zurück zu gucken.

Samstag, 20. Oktober 2012

Reunion

Ab heute geht es wieder hier weiter - die Zeit im Bundestag nähert sich ihrem Ende bzw. einer Pause, die von dem baldigen Ende meines befristeten Vertrages gefolgt wird. Ich bin nämlich schwanger, und jetzt im 7. Monat sieht man es auch endlich gut. Davor waren meine krassen, beim Klettern erworbenen Bauchmuskeln und mein megastraffes Gewebe (meine Theorie, aber ich find die gut!) dafür verantwortlich, dass ich nur in die Breite gegangen bin.

Inzwischen ist mein Bauch von der Seite betrachtet größer als mein Hintern, ich werde von innen zusammengetreten, habe Wassereinlagerungen in den Beinen, kann nicht mehr klettern, habe erstaunlich an Gewicht zugenommen und habe das stete Gefühl, dass ich nach ein paar Schlucken Wasser und nachfolgenden Bücken einfach überlaufe - also nach oben. Oberkante Unterlippe sozusagen. Passiert auch ab und an. Also eine ganz normale Schwangerschaft.

Besonders in dieser Schwangerschaft sind die Umzugsvorbereitungen in die Hansestadt zurück. Das ist nach Weihnachten der Fall, wo ich schon sehr kugelig sein werde und über die heutigen Plagen nur milde lächeln kann, während ich vom Sofa herunterwinke, auf dem ich wie ein gestrandeter Wal auf dem Rücken residieren werde.

Mein Lesestoff


George R. R. Martin
Game of Thrones 4-Copy Boxed Set


Fred Vargas
Die Nacht des Zorns

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