tagesaktuell

Mittwoch, 23. März 2011

...oder...?

Eine sprachliche Unsitte, die mir persönlich noch nicht lange bewusst ist, ist das angehängte "...0der..." an Fragen. Beispiel: "Gehst du jetzt zum Bäcker oder?" Das ist merkwürdig. Wenn dann wenigstens eine Alternative angeboten würde, also á la "Gehst du jetzt zum Bäcker oder zum Supermarkt?", würde der Satz Sinn ergeben. Es ist aber auch kein Einholen von Bestätigung des vorher Gesagten, also nicht "Du gehst jetzt zum Bäcker, oder?" Die Frage wird in dem hier vorgestellten Fall quasi hoffnungsvoll erweitert, das "oder" hängt in der Luft und wartet qualvoll auf Vervollständigung.

Mit dem "oder" wird eine klare, geschlossenen Frage, auf die man nur mit ja oder nein antworten bräuchte, geöffnet. Es wird eine "oder"-Frage daraus gemacht, auf die man zumindest mit "Ja, zum Bäcker" antworten muss, um Verwirrung zu vermeiden. Damit nimmt eine sprachliche Verwurstelung in Kauf, die zum Beispiel englische Austauschschüler, die Deutsch als Fremdsprache gelernt haben, in grausame Verwirrung stürzen muss.

Erklärungsansätze, die ich gefunden habe, greifen nicht, aber ich bin auch keine Sprachwissenschaftlerin. Erste Theorie: aus dem Angelsächsischen übernommen. Das passt fast immer, so etwa bei "nicht wirklich" als Alternative zum korrekten "eigentlich nicht" oder "Sinn machen" statt "Sinn ergeben". Allerdings würden Amerikaner nicht sagen: "Do you go to the bakery, or...?" Passt also nicht. Zweite Theorie: unbewusst wird versucht, das Gespräch am Laufen zu halten. Wie schon erwähnt, ist es der unbeholfene Versuch einer offenen Frage. Da offene Fragen gewohnheitsmäßig schwerer zu formulieren sind als geschlossene, spart man sich damit eine Menge Denkarbeit. Das funktioniert aber nur bedingt, da man auf solche Fragen nicht gerade ausschweifend antwortet und das Gespräch damit eine merkwürdige Unbestimmtheit bekommt. Damit komme ich zur dritten Theorie: Der Sprechende versucht höflich, den Gesprächspartner nicht festzulegen und ihm alle Optionen offen zu halten. Könnte ja sein, dass der Besagte gar nicht zum Bäcker gehen will und sich nur nicht traut, das zu sagen, respektive zu faul ist, die Planänderung zu begründen.

Was auch immer der Grund ist: es ist unelegant. Ich werde zumindest an mir arbeiten und versuchen, das zu vermeiden. Die Entwicklung der gesprochenen Sprache ist zwar sehr wertvoll und unabdingbar, aber ich weigere mich zu glauben, dass ein solches Konstrukt jemals Bestandteil einer Rechtschreib-, Grammatik- oder sonstigen Reform sein wird.

Oder?

Dienstag, 8. März 2011

Rituale

Nach dem ersten Abhusten, Niesen, Nase schnauben, röchelnd in die Küche laufen, weiter husten mit wirklich interessanten Ergebnissen, fühle ich mich jetzt etwa zwei Kilo leichter. Erstaunlich, was der Körper in der Nacht so alles produziert, in welcher Farbenpracht, und wie er sich beeilt, die Erzeugnisse von acht Stunden innerhalb von zwanzig Minuten loszuwerden! In meinem Zimmer sind jetzt alle 50 cm Stationen mit papiernen Tüchern aufgestellt, da ich gestern erfuhr, was passiert, wenn man ein solches nicht spontan bei einem Hustenanfall zur Hand hat. Das will auch niemand wissen, also erspare ich mir genauere Beschreibungen, aber die düsteren Andeutungen seien mir gegönnt.

Und in diesem Zustand ab zum Internationalen Frauentag! Die Podiumsteilnehmerinnen werden entzückt sein, ganz zu schweigen vom Bürgermeister beim Senatsempfang. Ich werde der Liebling der Massen sein... mal sehen, wie lange ich durchhalte.

Aber generell sei hier der Aufruf gestartet: Leute, geht zum Frauentag! Er jährt sich heute zum 100. Mal, was sogar Angela Merkel dazu hinriss, mehr Frauen in Führungspositionen zu fordern. In den meisten Städten dürfte es interessante Events geben - ich kann für Hamburg sprechen, wo man sogar Bildungsurlaub für die diversen Workshops und Veranstaltungen beantragen konnte und alles, was in der Frauengleichstellung Rang und Namen hat, prominent vertreten ist. Es ist kostenlos, gute Stimmung dürfte auch herrschen - also keine Ausreden, bitte!

Sonntag, 20. Februar 2011

Die Qual der Wahl

Heute ist Landtagswahl in meiner Hansestadt. Das ist diesmal besonders interessant, denn ich bin arbeitslos auf Grund der politischen Verwicklungen. Meine damalige Abteilung war ein grünes Projekt, das von der CDU radikal zusammen gekürzt worden ist. War ja nur die Gleichstellung, nicht wahr. Und die mit den befristeten Verträgen mussten eben gehen.

Jetzt steht die Rest-Abteilung auch noch auf der Kippe. Wie welche Partei die Gleichstellung behandeln will, kommt nicht klar zur Sprache. Ich tippe, dass die Grünen meine Ex-Abteilung behalten wollen, die SPD würde es anders strukturieren und die Größenordnung beibehalten, die Linken vergrößern plus anders strukturieren und die CDU sich um andere Dinge kümmern. Ich bezweifele im Gegensatz zu meiner Lieblings-Ex-Kollegin (ebenfalls befristeter Vertrag, wir sind jetzt gemeinsam so Latte-Macchiato-Arbeitslose-Geisteswissenschaftlerinnen), dass das irgendwie Auswirkungen auf uns haben wird. Niemand wird ein gescheitertes Experiment wiederholen und dieselben Leute einstellen, die schon gegangen worden sind. Aber es gibt da Spekulationen, und ganz frei kann ich mich davon nicht machen. Also taktisch wählen?

Ich wähle traditionell grün, das wird auch diesmal so sein. Auch wenn die Grünen an der Regierung sich hier nicht besonders beliebt gemacht haben, dafür waren sie zu nachgiebig, zu machtpolitisch, und es ist nicht falsch, ihnen Verrat und Verkauf vorzuwerfen. Alleine fehlt mir die Alternative, und ich weigere mich, Protest zu wählen und meine Kreuzchen bei den Piraten oder DER PARTEI zu machen.



Bin jedenfalls sehr gespannt auf die Hochrechnungen heute abend.

Donnerstag, 10. Februar 2011

gläsern

Ihr habt Angst um eure Daten bei facebook?
Dann versucht mal, auf einem anbieterdominierten Wohnungsmarkt eine Wohnung zu finden. DAS ist das harte, wahre Leben.
Ist das alles spannend. So ein Dreck. Bitte, mein Sternzeichen ist Stier, ich mag keine Veränderungen mit ungewissen Ausgang! Kann mein Leben sich da bitte mal dran halten.

Wenn jemand in meiner Hansestadt eine mindestens 2 Zimmer-Wohnung mit mindestens 50 qm weiß, am besten ohne Durchgangszimmer, der melde sich bei mir. Ach ja, teuer soll sie nicht sein... deshalb spare ich mir solche Wünsche wie zentral, Dielenboden, Badewanne, Balkon.

Montag, 17. Januar 2011

Kurvendiskussion

In letzter Zeit schaute ich vermehrt Mad Men, das ja als "Rückkehr zu den weiblichen Rundungen" bejubelt wird, und hatte zuletzt Gelegenheit, einen drolligen 50er-Jahre-Film zu schauen, in dem Marylin Monroe im Bikini auftritt. Diese Akkumulation eines vergangenen Frauenbildes bildete eine schöne Gelegenheit zum historischen Vergleich.

Heute sollte es schlank-sportlich sein, mit Kurven an den Brüsten. Letzteres kann man für die 50er auch stehen lassen, allerdings war Sportlichkeit kein Faktor und deshalb die Brüste echt. Abgesehen von den Tüten-BHs, ich gebe es zu. Aber es ist nun mal so, dass ein BMI von 19 nicht mehr allzuviel Fett übrig lässt, dass sich an den Brüsten absetzen könnte.
Brüste hat ganz eindeutig auch Ms Handricks, eine der Hauptdarstellerinnen von Mad Men und Protagonistin des "Kurven"-Jubels. Was Ms Hendricks garantiert auch hat: Spandex-Figurform-Unterwäsche. Die hatte Marylin sicherlich auch, denn eines lässt sich sagen: eine kurvige Silhouette war vor allem vor 50 Jahren en vogue und ist es auch heute noch ab und zu. Was aber noch nie ging, ist eine wellige Silhouette mit deutlich zu sehenden Ringen an Hüfte, Taille, Oberschenkel. Das führte dazu, dass Marylin in den Bikini-Szenen den Bauch dermaßen einzog, dass man schon vom Hingucken blau im Gesicht wird.

Die Diskussion um den neuen Trend zur Kurve ist daher verlogen und war es schon immer. Selbst wenn Frauen mehr wiegen "dürfen" als aktuell, sind sie immer noch einem Idealbild unterworfen, das sich ohne Hilfsmittel nicht erreichen lässt, und das war einfach schon immer so - angefangen bei den Korsetts im Mittelalter. Da helfen die aktuellen kurvigen Frauen auch nicht weiter, die müssen nur stärker retuschiert werden, so dass alle kurvigen Frauen Anfälle kriegen: Ich wiege genauso viel wie Beyonce, aber die sieht viel besser aus und singt viel schöner!

(Als Ausnahme lasse ich Beth Ditto gelten. Die ist aber wiederum so dick, dass ihre Figur eher als Kuriosität denn als Trend gelten darf. )

Schönheitsbilder sind hierarchisch, waren es immer und werden es immer sein. Sie erzeugen Druck. Den einzigen Gegentrend, den ich erkenne: Männer leiden darunter auch immer mehr. Überzogene Erwartungen werden vom Bankkonto auf das Sixpack transferiert.

Samstag, 1. Januar 2011

Ade, 2010!

Oha, mein Lieblings-Leser hat Content gefordert! Dein Wunsch ist mir Befehl, mein Matz.

Dem Datum angemessen habe ich mir einen kleinen Jahresrückblick vorgenommen und mir einige Fragen aus dem Stöckchen ausgewählt, das gerade durch die Blogger-Welt geistert. Der Rückblick ist auch schwierig, weil es insgesamt ein schlimmes Hin und Her war von Wünschen, Erwartungen, Geschehnissen - da war keine Ruhe drin. Aber wie ich eben im Telefongespräch herausgefinden habe: Die Kernfrage ist wohl, ob es einen weitergebracht hat. Bevor das tiefschürfend analysiert wird, hier das Best of Trivialfragen.

1. Zugenommen oder abgenommen?
Joah, gerade a bisserl mehr, aber das ist das feiertagsbedingte Hoch. Sonst alles im grünen Bereich, die Hosen passen, was will man mehr.

2. Haare länger oder kürzer?
Länger.

4. Mehr Kohle oder weniger?
Da gehts ja schon los. 2010 hatte ich so viel Geld wie noch nie, aber eben nur bis zum 31.12.2010. Das Ende der Gehaltszettel.

6. Mehr bewegt oder weniger?
Viel, viel mehr. So ein sportwahnsinniger Begleiter macht da viel aus.

16. Die meiste Zeit verbracht mit …?
Klettern, sonstigen Sport, netten Leuten, Behörden-sitzen.

17. Die schönste Zeit verbracht mit …?
am Strand liegen

18. Vorherrschendes Gefühl 2010?
Spannung, obwohl alles in trockenen Tüchern oder zumindest vorhersehbar. Das war komisch und anstrengend.

19. 2010 zum ersten Mal getan?
Makronen gebacken.

20. 2010 nach langer Zeit wieder getan?
Den schönsten Mann geküsst.

21. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?
Politische Wirren.

27. 2010 war mit einem Wort …?
öhm...

Weitergebracht hat es mich, aber nicht so weit, wie ich gerne wollte und wie ich es mir vorgestellt habe. Es gibt 2010 immer ein ABER, also Umstände, die den Jubel etwas verhalten ausfallen lassen.
Ich bin weitergezogen, in die neue Stadt, und hier ist es nett, aber ich vermisse die alte Stadt und die Menschen in dieser.
Ich habe meinen Traumjob gehabt, aber befristet.
Mein Liebesleben ist gefestigt, aber besteht aus sehr viel Warten.
Was uneingeschränkt toll war, war die Familie. Danke, Leute, hat Spaß gemacht!

Na ja. Sagen wir, 2010 war okay bis gut und auf jeden Fall eine würdige Zwischenstation. Außer meinem Job, den ich ändern muss, will ich es so lassen, daran wachsen und entspannter werden. Das nennt man dann wohl: Leben.

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Weiß

Der Schnee kommt.

Wurde auch Zeit, der Wetterbericht hat schon schier apokalyptische Zustände vorausgesagt, so dass die Enttäuschung groß war, als heute morgen nur die üblichen bekannten 5 cm den Boden bedeckten. Seit einer Stunde geht hier allerdings ordentlich was runter, so dass die verwaiste Behörde nicht nur senatorenlos, sondern auch noch extrem weiß und kalt erscheint.

Wenn Weihnachten weiß würde, würde es mich freuen! Im Taunus ist es dann bestimmt sehr schön.

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Zu viel Internet

Gerade eben, kurzer Moment der Langeweile. Ich greife zu meinem Kalender, der auf dem Tisch liegt, und ertappe mich bei dem Gedanken: "Mal sehen, ob was Neues drin steht."

Das wird immer komplizierter mit diesen analogen Dingern.

Dienstag, 28. September 2010

5 euro

Die aktuelle Hartz-IV-Debatte hat mich zunächst etwas ermüdet, ab der ersten Schlagzeile. Ich persönlich finde den Satz einfach viel zu niedrig, das ganze System mit zumutbarer Arbeit, 1-Euro-Jobs etc fürchterlich. Ich weiß aus meinem Umfeld, wie sehr 1-Euro-Jobs benutzt werden, um reguläre Arbeitsplätze einzusparen, wie Leute in Zeitarbeitsfirmen gedrängt werden, weil sie einfach arbeiten müssen, niedrigste Löhne und ständige Ungewissheit aushalten müssen oder extrem bescheißen, weil sie mit dem Hartz-IV-Satz nicht auskommen. Da bin ich mit meinen befristeten Verträge ja eher noch die Elite unter den prekären Verhältnissen.

Und 5 Euro - spontan habe ich nur gedacht: Was soll das denn? Dann lieber gar keine Erhöhung.

Aber: immerhin hat das mal eine Debatte angestossen, wie hoch die Sätze überhaupt sind. Sehr niedrig auf jeden Fall. Und das es sich für einen Familienvater mit zwei Kindern kaum lohnt, arbeiten zu gehen, ist kein Problem der "spätrömischen Dekadenz", sondern ein Problem der niedrigen Löhne. Haben wir einen Aufschwung? Wir haben einen Aufschwung. Lasst uns uns aufschwingen.

Ich weiß übrigens, wie es ist, wenn man nur knapp 400 Euro zum Leben hat. Aus meiner Studienzeit. Und dies ist mal so gar nicht vergleichbar. Das Studium ist ein zeitlich begrenzter, frei gewählter Lebensabschnitt, in dem man unheimlich viele Vergünstigungen erhält und soziale Anerkennung. Auf die Frage: "Was machst du denn so?" mit "Studieren" antworten zu können ist einfach eine andere Chose als "Arbeit suchen".

Montag, 6. September 2010

Lasst uns froh und munter sein!

Erstes dumpfes Lachen der Woche wurde von diesem Satz auf der Internet-Präsenz eines bekannten Boulevard-Blättchens verursacht:

"Nico Schwanz ist groß, blond, gut aussehend. Ein echter Traummann, bei dem die Damenwelt Schlange stand. Doch entschieden hat sich der 32-Jährige vor zwei Jahren für die Nageldesignerin Juliett Giegler (21)."

Ich muss gestehn, dass das Lachen von dem Wort "Nageldesignerin" ausgelöst wurde. Pfui. Das ist blasiert. Aber die Textstelle hat sich mit jedem Wort weiter ins unermesslich grauenhafte gesteigert - "Nico Schwanz" ist ja alleine schon ein Höhepunkt - so dass mein ungläubiges Hirn voller Erleichterung nach der "Nageldesignerin" griff und einfach mal ein "Hoho" rausließ.

Schön, wenn der Tag so fröhlich beginnt!

Mein Lesestoff


George R. R. Martin
Game of Thrones 4-Copy Boxed Set


Fred Vargas
Die Nacht des Zorns

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